Der philippinische Präsident soll als Bürgermeister von Davao mehr als 1000 Morde in Auftrag gegeben - und in einem Fall selbst abgedrückt haben.
Der Staatspräsident der Philippinen Rodrigo Duterte soll als Bürgermeister von Davao nach Angaben von Kathpress laut einer Zeugenaussage mehr als 1000 Morde an Kriminellen und politischen Gegnern in Auftrag gegeben und in mindestens einem Fall selbst begangen haben.
Diese Anschuldigungen erhob am Donnerstag Edgar Matobato, ein früheres Mitglied der sogenannten Davao-Todesschwadronen (DDS), vor einem parlamentarischen Untersuchungsausschuss für die Morde in Dutertes Antidrogenkrieg.
2007 habe Duterte persönlich einen Beamten der Nationalen Ermittlungsbehörde, einer Art Bundespolizei, erschossen. Philippinische Medien berichteten via Twitter und im Fernsehen live aus der von der Ex-Justizministerin und heutigen Senatorin Leila de Lima geleiteten Untersuchungskommission.
Mehr als 2000 angebliche Drogenkriminelle sind seit Dutertes Amtsantritt als Staatspräsident Ende Juni von Polizeieinheiten und Bürgerwehren erschossen worden. Das hat u.a. scharfen Protest der Bischofskonferenz ausgelöst.
Vor der Präsidentenwahl war Duterte 20 Jahre lang Bürgermeister der Großstadt Davao auf Mindanao. Heute regiert dort seine Tochter Sara. Ihr Bruder Pulong Zimmerman-Duterte ist Vizebürgermeister.
Sprecher des Präsidenten wiesen die Anschuldigungen zurück. Dutertes Sohn Paolo bezeichnete die Aussagen des 57-jährigen Matobato als Auftritt eines "Verrückten". Matobato hatte unter anderem auch Paolo Duterte beschuldigt, der DDS den Mord an einem Autofahrer befohlen zu haben, weil dieser ihn überholt habe.
Erdrosselt, verbrannt, erschossen
Als Mitglied der "Zivilen Sicherheitseinheit", so der offizielle Name der DDS, sei er 25 Jahre lang ein "heimlicher Angestellter" der Stadtverwaltung gewesen, sagte Matobato dem Ausschuss. "Wir hatten den Auftrag, Kriminelle, Vergewaltiger, Drogenkonsumenten und Diebe zu töten." Für das Killerkommando seien frühere Polizeibeamte wie er selbst und ehemalige Kämpfer der kommunistischen Rebellen rekrutiert worden. Die DDS habe ihre Opfer erdrosselt, verbrannt, erschossen und in einem Fall lebendig Krokodilen vorgeworfen.
Matobato, der sich seit einigen Jahren in einem Zeugenschutzprogramm befand, belastete sich in seiner Aussage auch selbst. 1993 habe er nach einem muslimischen Bombenanschlag auf die Kathedrale von Davao auf Anordnung Dutertes eine Granate in eine Moschee geworfen und mutmaßliche muslimische Täter entführt, getötet und in einem Steinbruch vergraben. Er habe das Zeugenschutzprogramm inzwischen verlassen, weil er sich seit der Wahl Dutertes darin nicht mehr sicher gefühlt habe.
(APA)