„Zwanzig Jahre geistige Windstille“

Automatisierung macht das Berufsbild der traditionellen Buchhalterin obsolet.

Es betrifft eine spezielle Schicht Unternehmen. Kleine, alteingesessene mit 40 bis 200 Mitarbeitern, groß genug für eine eigene Buchhalterin (93 Prozent der Accountants sind Frauen), zu klein für eine eigene Abteilung. Bei diesen ortet Roland Beranek, Leiter der BMD Akademie, eine gefährliche Veränderungsresistenz: „Lange vor ihrer Karenz hat diese Buchhalterin die Prüfung abgelegt und seither macht sie alles so, wie sie es damals gelernt hat. Nach 20 Jahren geistiger Windstille führt dann jemand Automatisierung ein – und weg ist ihr Job.“

Die meisten Buchhalterinnen buchen immer noch händisch statt die Daten einzulesen: „Wir unterscheiden zwischen Tätigkeit und Aufgabe. Die Tätigkeit des Buchens wird unaufhaltsam digitalisiert oder nach Indien ausgelagert. Die Aufgabe ist, dem Unternehmen auf Basis der Buchungen Entscheidungsgrundlagen zu liefern, die es erfolgreicher machen.“ Vergleichbar einem Controller, doch den gäbe es bei dieser Firmengröße kaum.

Noch wären erst zehn Prozent dieser für Österreich so typischen Unternehmen auf den Automatisierungszug aufgesprungen. Doch ihr Anteil steige rasant, ist sich Beranek sicher.

Die Antwort lautet Weiterbilden und mit Berufskolleginnen austauschen, die vertrauten, aber gefährdeten Tätigkeiten loslassen (Beranek: „Eine flotte Buchhalterin schafft 100 Belege in der Stunde. Automatisiert dauert das eine Minute.“) und die freigewordenen Kapazitäten mit BWL-Basics und IT-Kompetenz zukunftsfit machen.

Übrigens keine Frage des Alters: In den Kursen entdeckt Beranek oft hoch engagierte Mittfünfzigerinnen neben 25-Jährigen, die sich weigern, die Dinge anders zu machen als sie es in der Schule gelernt haben.

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