Schlaf, Autismus und Hypnose

Schlaflosigkeit
Schlaflosigkeitwww.BilderBox.com
  • Drucken

Innovative Universitätslehrgänge widmen sich der besseren Behandlung von speziellen Krankheiten, medizinischen Störungen und Problemen. Drei Beispiele.

An Österreichs Medizinuniversitäten werden immer mehr Speziallehrgänge angeboten, manche davon erstmals, manche mit führender Stellung im deutschsprachigen Raum. Eine Premiere ist der an der Med-Uni Wien gestartete, berufsbegleitende Zertifikatskurs Schlafcoaching. In drei Semestern werden alle Grundlagen zur Physiologie, Pathologie und Psychologie des Schlafs sowie zum Schlafcoaching vermittelt. Dass Schlafstörungen zunehmen, liegt für Brigitte Holzinger, Lehrgangsleiterin und Vorstandsmitglied der Österreichischen Gesellschaft für Schlafmedizin und Schlafforschung, auf der Hand. „Eine Umfrage 2007 ergab, dass jeder fünfte Österreicher im vergangenen Monat unter Schlafstörungen gelitten hatte“, sagt Holzinger und vermutet, dass diese Zahl schon ein Jahr später unter der Einwirkung der Finanzkrise noch höher ausgefallen wäre. Für ein Ansteigen der Ein- und Durchschlafstörungen spreche auch, dass Patienten bis zu einem halben Jahr auf einen Platz im Schlaflabor warten müssten. Vor etwa zehn Jahren habe sich Schlafcoaching als effektiv herausgestellt, man habe begriffen, dass Medikamente nicht der Weisheit letzter Schluss sein könnten.

Der neue Lehrgang richtet sich an Ärzte, Psychologen, Psychotherapeuten und Vertreter anderer helfender Berufe sowie an nicht medizinisches Personal wie Kindergartenpädagogen oder Altenpfleger mit Berufserfahrung. Obwohl es die Schlafforschung erst mit Verspätung nach Österreich geschafft habe, gebe es hierzulande durchaus Kapazitäten in neurologischen, pädiatrischen und anderen medizinischen Bereichen, durch die innovative Forschung möglich geworden sei. Innovativ ist auch der Zertifikatskurs: „Wir haben deutsche Teilnehmer, weil es in Deutschland keinen solchen Lehrgang gibt“, sagt Holzinger. Den Kurs an der Uni anzusiedeln war ein Anliegen – wegen des allgemeinen Akademisierungstrends und damit sich die Absolventen vom derzeitigen Wildwuchs an teilweise obskuren Schlafberatern abheben können.

Autismusspektrumstörungen

Einen ähnlich hohen Bedarf gibt es an der Med-Uni Graz für den ebenfalls dreisemestrigen, berufsbegleitenden Universitätslehrgang TrainerInnen für Menschen mit Autismusspektrumstörungen (ASS) – ein wegen der individuellen Ausprägungen dieses Krankheitsbildes korrekterer Ausdruck als der landläufig gebrauchte Begriff Autismus. Auch dieser Lehrgang wird ab Jänner zum ersten Mal durchgeführt und ist seit Langem ausgebucht. Die große Nachfrage sei vor allem auf die gestiegene Sensibilität der Gesellschaft bezüglich Menschen mit ASS zurückzuführen, sagt Lehrgangsleiter Wolfgang Kaschnitz. Auch hat sich die Diagnostik von ASS in den vergangenen Jahren verbessert, und somit können deutlich mehr Betroffene fachspezifisch betreut werden. Daraus ergibt sich der Bedarf an qualifizierten Fachleuten. Kaschnitz ist Kinder- und Jugendpsychiater am Universitätsklinikum Graz und Obmann des Vereins Libelle, eines Therapie- und Beratungszentrums für ASS. Der Universitätslehrgang wird in Kooperation mit dem Verein angeboten. Am derzeitigen Lehrgang nehmen vor allem Pädagogen teil, die Menschen mit ASS aller Altersgruppen betreuen, ebenso Psychologen und Ärzte. Ohne spezifische Fortbildung haben auch Fachleute laut Kaschnitz oft ein Problem, Personen mit ASS richtig zu verstehen. Der nächste Lehrgang startet im März 2017.

Hypnose in Medizin und Zahnmedizin

Einer noch immer zu wenig genutzten Ressource widmet sich der Universitätslehrgang Hypnose in der Medizinischen Praxis der Med-Uni Wien. Dort lernen die Teilnehmer, durch verbale oder nonverbale Suggestionen rasch eine positive Arzt-Patienten-Beziehung herzustellen und Hypnose gezielt zur Angstminderung, Beruhigung und Entspannung einzusetzen, etwa vor Injektionen, Operationen oder zur Schmerzkontrolle. „Da es um den Einsatz von Hypnose im Medizinischen Alltag geht, sind in den Lehrgängen am stärksten Ärzte aus Spitälern, ambulanten Einrichtungen, wie Schmerzeinrichtungen, aus dem Rehab-Bereich sowie auch niedergelassene Psychologen vertreten“, sagt Leiterin Henriette Walter. Der Lehrgang dauert zwei Semester und wird berufsbegleitend in sieben Wochenendseminaren abgehalten.

Web:www.meduniwien.ac.at/zk-schlafcoaching,
www.medunigraz.at/ulg-autismus,
www.meduniwien.ac.at/ulg-hypnose

(Print-Ausgabe, 08.10.2016)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.