Warum eine Krise bei Samsung ganz Südkorea treffen kann

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FRANCE-SKOREA-ECONOMY-TELECOM-RECALL-SAMSUNGAPA/AFP/BERTRAND GUAY
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Neben Smartphones bilden Fernsehgeräte und Speicherchips wesentliche Säulen im Samsung-Sortiment. Im vergangenen Quartal machten die Südkoreaner mehr als sechs Milliarden Gewinn.

Samsung zieht die Notbremse. Das Desaster um brennende Akkus bei dem neuen Smartphone-Flaggschiff Galaxy Note 7 nimmt immer verheerendere Ausmaße an. Der südkoreanische Smartphonehersteller hat die Produktion des Geräts Galaxy Note 7 gestoppt. Die Sicherheit der Kunden habe oberste Priorität. Samsung rief am Dienstag zudem alle Kunden auf, das Note 7 nicht mehr zu benutzen. Verkauf und Umtausch des Modells wurden weltweit ebenfalls gestoppt.

Muss man sich jetzt um Samsung Sorgen machen? In Südkorea heißen die Großkonzerne wie Samsung Chaebol, dazu gehören auch bekannte Namen wie Hyundai oder LG. Chaebols sind grundsätzlich in Familienbesitz. Die Chaebolfamilie, die Gründerfamilie, übt dabei Kontrolle über das Netzwerk aus. Zahlreiche Spitzenpositionen im Chaebol werden von Familienmitgliedern eingenommen. Weitere Charakteristika von Chaebols sind geringe Kapitalbeteiligungen an den einzelnen Netzwerkunternehmen und eine stark kreditbasierte Kapitalstruktur.

Die Familien haben die Firmen als Mischkonzerne ausgebaut. Da das südkoreanische Recht die Bildung von Holding-Gesellschaften nicht erlaubt, werden die Einzelunternehmen durch enge familiäre Bindungen zusammengehalten. Eine weiteres Charakteristikum von Chaebols ist, dass Entscheidungen recht unbürokratisch getroffen werden. Und Großkonzerne sind verschlossen, selbst die Fachjournalisten des Landes wissen kaum, was wirklich vorgeht. Aber das kennt man auch aus zahlreichen Familienunternehmungen in Europa, in denen eine sehr restriktive Kommunikation geübt wird. 

21 Milliarden Euro Cash

Was man hingegen weiß, ist, dass Samsung auf mehr als 21 Milliarden Euro Cash sitzt. Gerade vergangene Woche wurde ein Quartals-Profit von 6,2 Milliarden Euro, 5,5 Prozent mehr als im Vergleichsquartal 2015, publiziert. Dennoch sind die Menschen in Südkorea über schlechte Nachrichten ihres größtes "Chaebols" stets beunruhigt. Immerhin trägt Samsung mehr als 20 Prozent zur Wirtschaftsleistung des Landes bei. Eine Krise bei Samsung könnte eine Krise der gesamten nationalen Wirtschaft auslösen. Zumal auch die Wirtschaft Südkoreas derzeit nicht ganz reibungslos läuft. Erst vor Kurzem musste die größtes Container-Reederei, des Landes, Hanjin Shipping, Insolvenzverwaltung beantragen. Dem Branchenprimus droht das Aus. Beim Autohersteller Hyundai wird gestreikt.

Jede Krise in der Handybranche wird mit dem Schreckgespenst Nokia in Verbindung gebracht. Doch im Fall Samsung beeilen sich die Unternehmensvertreter um Beruhigung. Lee Jae-yeong, den ältesten Sohn des kranken Konzernchefs Lee Kun-hee, halte man für fähig genug, ein Desaster à la Nokia zu vermeiden, berichtet die "Süddeutsche Zeitung". Wobei der finnische Konzern auch an der strategischen Ausrichtung des Unternehmens scheiterte, als er die Smartphone-Entwicklung verschlief. Zudem sei Samsung als Mischkonzern breit aufgestellt Immerhin macht Samsung große Teile der Gewinne mit der Produktion und dem Verkauf von Fernsehgeräten und Speicherchips.

Marktführerschaft in Gefahr?

Es bleibt abzuwarten, was das Akku-Desaster für die Marktführerschaft von Samsung in der Handysparte bedeuten könnte. Bislang erzielten die Südkoreaner die höchsten Profite aller Androidanbieter. Diese sind jetzt gefährdet, zumal auch Mitbewerber wie chinesische Hersteller und Google nicht locker lassen. Google hat mit dem Smartphone Pixel ihr neues Flagship  auf den Markt gebracht. Als Waffe gegen das Galaxy Note 7.

Derzeit dominiert Samsung mit einem Marktanteil von 22,8 Prozent im zweiten Quartal den Smartphone-Markt mengenmäßig. Dahinter folgen laut Marktbericht der International Data Corporation (IDC) vom August Apple mit 11,7 Prozent und Huawei mit 9,3 Prozent. Auf den Plätzen folgen Oppo (6,6 Prozent) und vivo (5,9 Prozent), die besonders am chinesischen Markt tätig sind. Die "anderen" Hersteller teilen sich die restlichen fast 44 Prozent des weltweiten Smartphone-Kuchens.

(red.)

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