Verachtung für Clinton

In China wird Trump als Lackaffe und Clown verspottet. Wirklich verhasst ist aber seine Rivalin. ?

Als vulgär bezeichnete die chinesische Zeitung „Global Times“ in einem Artikel Donald Trump. Er sei skrupellos und „ein Clown“. Auch in den sozialen Netzwerken spotten die meisten Nutzer über den US-Präsidentschaftskandidaten. Er sei unbeherrscht, brutal, „ein Lackaffe“. Doch das ist noch harmlos im Vergleich zu den Lästereien über Trumps Gegnerin Hillary Clinton. Ein Nutzer bezeichnete sie als „weibliche Version von Hitler“. Sie werde mit ihrer Außenpolitik noch einen Dritten Weltkrieg auslösen. Die „Global Times“ kürte Clinton vor Kurzem zu der „meistverhassten Politikerin der USA“.

Zwar würde jüngsten Umfragen zufolge eine knappe Mehrheit der Chinesen Clinton inzwischen als US-Präsidentin bevorzugen, zwischenzeitlich war Trump mit einer Zustimmung von 54 Prozent aber vorn. Doch selbst die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua kritisierte Clinton als eine „zweifelhafte Persönlichkeit“. Dass sie im Reich der Mitte so unbeliebt ist, geht auf ihre Zeit als Außenministerin zurück. Mehrfach hatte sie gegenüber China harte Töne angeschlagen, sei es in Menschenrechtsfragen, in der Handelspolitik oder in Pekings Umgang mit Nordkorea. Vor allem aber die Einmischung der USA im Streit um das Südchinesische Meer nehmen ihr viele Chinesen übel. Aus WikiLeaks-Enthüllungen geht hervor, dass Clinton in einem privaten Gespräch vorgeschlagen habe, China militärisch einzukreisen.

Trump wettert zwar heftig gegen Chinas Wirtschaft. Für viele Chinesen ist er aber nur schwer einzuschätzen. Der Außenpolitik-Experte Wang Yiwei glaubt sogar, dass Trump für das US-chinesische Verhältnis gut sein werde. „Trump steht außenpolitisch für Isolationismus. Er will nicht, dass die USA so viel globale Verantwortung übernehmen.“ Das werde in China begrüßt. ?

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.10.2016)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.