Eine Urne als Blumentopf

Im Vorjahr wurden in Österreich 42 Prozent der Verstorbenen verbrannt.
Im Vorjahr wurden in Österreich 42 Prozent der Verstorbenen verbrannt.(c) APA/BARBARA GINDL
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Der Trend geht zur Feuerbestattung – ein Wiener hat nun eine Möglichkeit kreiert, aus der Asche Pflanzen wachsen zu lassen.

Wien. Es gibt keinen Lebensbereich, der vor dem Drang nach Individualisierung nicht erfasst wird, nicht einmal das Sterben. Wer sich – oder seine Angehörigen – posthum in einem herkömmlichen Grab oder einer Urne nicht richtig aufgehoben meint, hat bereits die Möglichkeit, zwischen naturnaher Bestattung, etwa in einem Baumgrab (die Asche verbleibt in der Urne), in einem Obst- oder Weingarten, im Wasser (dies ist allerdings nur im Ausland möglich) bestatten zu lassen, oder die Asche zu einem Diamanten verarbeiten zu lassen.

Bestatter berichten über Herausforderungen durch den Drang zur Individualisierung. Zugleich gibt es eine Tendenz hin zu „alten Trauerritualen“, auch zu naturnäherer Bestattung. Nun gibt es dazu eine neue Methode: Urnen, die zugleich ein Blumentopf sind. Panta Rhei (www.pantarhei.com), so der Name, soll helfen, das Ritual der Grabpflege trotz des Trends zu Einäscherungen zu erhalten.

Bei der Urne, die sich der Wiener Martin Steiner hat patentieren lassen und an der Universität für Angewandte Kunst zur Marktreife gebracht hat, wird ein Teil der Asche eines Verstorbenen in einer Kammer am Boden versiegelt, das Gefäß darüber kann nach Belieben bepflanzt werden. Das Wasser zirkuliert im Inneren und reichert sich mit Mineralstoffen an. „Die Asche ist in Sandstein eingeschlossen, wenn man die Pflanze darüber gießt, nimmt der Stein Wasser auf, und die Asche gibt Mineralstoffe ab“, sagt Steiner. Das geschehe aber in mikroskopischen Dosen, die Asche löse sich nicht auf. Produziert wird Pantha Rhei, von der Porzellanmanufaktur Augarten, angeboten wird sie in Kooperation mit der Bestattung Wien.

Vatikan gegen das Verstreuen

Tatsächlich nehmen Feuerbestattungen zu: 2015 ist der Anteil in Österreich schon bei 42 Prozent gelegen. Vielleicht auch, weil die Urne mehr Möglichkeiten bietet, von der Aufbewahrung zu Hause (für die gesamte Urne ist eine Sondergenehmigung möglich, für Teile der Asche seit 2013 nicht mehr) bis zum Verstreuen der Asche in der Natur. Letzteres ist nicht überall möglich, das hängt auch von Landesgesetzen ab. Und der Vatikan hat vergangene Woche kundgetan: Katholiken ist das Verstreuen von Asche nun offiziell untersagt. Die Kirche drängt auf eine öffentliche Zeremonie und eine Friedhofsbestattung, denn ein Leichnam sei nicht Privateigentum der Familie. Tote sollten an einem öffentlichen Ort für Trauer, Gebete und Andenken erreichbar sein. (cim)

Allerheiligen

Verkehr. Die Wiener Linien fahren am 1. November Friedhöfe in dichteren Intervallen an. Der ÖAMTC rät zudem Autofahrern, die am Mittwoch zu Allerseelen einen Friedhof in den Bezirken zwölf und 14 bis 18 besuchen, nicht auf Parkscheine zu vergessen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.10.2016)

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