Bunter Text-Strauß: "fleurs" von Friederike Mayröcker

Für die Trilogie wurde Mayröcker mit dem erstem Österreichischen Buchpreis ausgezeichnet.

Fliederbusch und Ligusterhain, Primelwiese und Blütenmeere - es gibt tatsächlich keinen treffenderen Titel für den Band mit wundersamer Mayröcker-Prosa als "fleurs". Bei diesem letzten Teil der mit "etudes" und "cahier" begonnenen Trilogie begegnet man auf Schritt und Tritt Lilien und Orchideen, Pelargonien und Königskerzen, dass man sich in einem Gartenbuch von Barbara Frischmuth wähnt.

Doch so bunt und blumig der neue Text-Strauß auch ist, so geheimnisvoll ist er ebenfalls. "Hör mal es war vielleicht so, wie 1 Veilchenregen, fleur in der Dusche", heißt es einmal. "Damals in den 50er Jahren als wir die Schriften von Konrad Bayer zum 1.mal lasen, sagtest du 'ich verstehe kein Wort, usw.'" So mag es durchaus einem Leser ergehen, der sich zum ersten Mal auf diese Jahresberichte Friederike Mayröckers einlässt.

Diesmal reichen die Eintragungen der mittlerweile 91-jährigen Dichterin von März 2014 bis Mai 2015. Wieder ist es eine kühne Mischung aus Gedankenflüssen, Erfahrungspartikeln und Erinnerungsfragmenten, gebündelt mit Versalien und Unterstreichungen, angereichert mit eigenwilliger Zeichensetzung und eingebauten Zeichnungen. Im poetischen Zaubergarten der Friederike Mayröcker finden sich auch Lesefrüchte aus Literatur und Philosophie, Gedanken zu Musik ("Liszt aus dem GRAMMO" heißt es immer wieder über den begleitenden Soundtrack) und Malerei (sehr präsent ist diesmal der 1947 geborene deutsche Maler Andreas Grunert) finden sich nahtlos in den Alltag eingebaut. Das Motto weiterhin: "so immerfort schreiben".

Leben heißt Schreiben, aber auch Erinnern. Erinnerungen an Sommermonate ihrer Kindheit bei den Großeltern im niederösterreichischen Deinzendorf ("die Büsche rauschten im Morgenwind die Zweige der Kirschbäume blühten ins Fenster die Maulbeerbäumen bluteten zu meinen Füszen welche nackt usw., der Mond glänzte ins Kämmerchen ....") finden sich immer wieder in "fleurs".

"Damals in D." ist eines der Leitmotive des Bandes, der von der Wiese aber auch immer wieder ins Wiener Cafe Jelinek führt und zeigt, dass man sich auch ganz unsentimental an der Natur erfreuen kann und Blütenpracht nicht den Blick verklären muss: "Niedergang meiner Person : fliehende Blumen, und Basis-Schmerz". Ein Leben mit Rollator ist weniger erfreulich als ohne, da beschönigt Mayröcker nichts. Und radikal setzt sie auch den Schlusspunkt: "das Ende des Buches sollte mitten im Satz".

(S E R V I C E - Friederike Mayröcker: "fleurs", Suhrkamp, 152 S., 23,60 Euro)

(APA)

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