Voestalpine-Gewinn im ersten Halbjahr fast halbiert

Voestalpine-Chef Wolfgang Eder legt Quartalszahlen vor
Voestalpine-Chef Wolfgang Eder legt Quartalszahlen vorAPA/HERBERT PFARRHOFER
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Die Voestalpine hat im ersten Halbjahr lediglich 234 Millionen Euro verdient. Das neu eröffnete US-Werk in Corpus Christi kostete einem Medienbericht zufolge deutlich mehr als bisher bekannt.

Der börsennotierte Stahlkonzern voestalpine hat heuer im ersten Halbjahr 2016/17 einen Gewinneinbruch erlitten. Das Ergebnis nach Steuern sank um 44,5 Prozent auf 233,7 Millionen Euro, wie das Unternehmen heute, Mittwoch, mitteilte. Grund dafür seien "signifikant positive Einmaleffekte" im Vergleichszeitraum des Vorjahres bzw. Konsolidierungsumstellungen. Die Ergebnisse seien nur bedingt vergleichbar.

Rückläufig war allerdings auch der Umsatz, der sich gegenüber der Vorjahresperiode wegen des "deutlichen Abschwungs der Öl und Gasindustrie" um 6,5 Prozent von 5,79 auf 5,41 Milliarden Euro verringerte. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) ging um 21 Prozent auf 704,9 Millionen Euro zurück, die Marge verschlechterte sich von 15,4 auf 13 Prozent. Der Betriebsgewinn (EBIT) schmolz um 35,9 Prozent auf 368,9 Millionen Euro, die EBIT-Marge verminderte sich von 9,9 auf 6,8 Prozent. Der Gewinn je Aktie (EPS) brach um 44,1 Prozent von 2,29 auf 1,28 Euro ein.

Die um die Sondereffekte bereinigten Werte zeigen laut voestalpine die tatsächliche operative Entwicklung, "die im Jahresvergleich dennoch negativ bleibt". Der Abschwung der Öl- und Gasindustrie habe besonders tiefe Spuren im Unternehmensbereich Metal Engineering Division (Nahtlosrohre zur Öl- und Gasexploration) und in etwas moderaterer Form auch in der Steel Division (Grobbleche für Pipelines) sowie in der Special Steel Division (Spezialwerkstoffe für die Öl-und Gasexploration) hinterlassen.

Die Metal Forming Division hingegen habe dank der "hervorragenden Automobilkonjunktur bei gleichzeitig erfolgreicher Umsetzung ihrer Internationalisierungsstrategie" im Jahresvergleich sowohl beim Umsatz als auch den Ergebnissen deutlich zugelegt.

Im Verlauf des ersten Halbjahres ging es bei der voestalpine erkennbar bergauf: "Das zweite Quartal ist im Vergleich zum ersten Quartal durch einen deutlichen Aufwärtstrend gekennzeichnet", betonte Konzernchef Wolfgang Eder. Das EBITDA habe sich im zweiten Quartal 2016/17 gegenüber dem Vorquartal um 11,1 Prozent "spürbar verbessert", das EBIT um 20,1 Prozent. Dazu trug vor allem die Steel Division bei.

Die bereinigten Ergebnisse des Vorjahres will die voestalpine heuer im Gesamtjahr 2016/17 (per Ende März) zumindest erreichen: das Betriebsergebnis (EBIT) sollte "unverändert annähernd auf Höhe des (bereinigten) Wertes des vergangenen Geschäftsjahres zu liegen kommen". Beim operativen Ergebnis (EBITDA) erscheine auf Basis der Halbjahresziffern eine Wiederholung des (bereinigten) Vorjahresergebnisses möglich, hieß es.

US-Werk deutlich teurer

Das neue Roheisenwerk des Konzerns in Corpus Christi (Texas) soll weitaus mehr Geld verschlungen haben, als die 550 Millionen Euro, die bisher kommuniziert wurden. In Summe schlage die Direktreduktionsanlage zur Erzeugung von Eisenschwamm (HBI) mit "über eine Milliarde Dollar", also umgerechnet rund 900 Millionen Euro, zu Buche, so "Der Standard" (Mittwoch) unter Berufung auf Insider.

Als Gründe für die höheren Ausgaben werde in voestalpine-Aufsichtsratskreisen der von der Schiefergas-Förderung angeheizte Bauboom in Texas genannt, der die Preise für Baustoffe wie Beton und Eisen in die Höhe getrieben habe. Auch die vorbereitende Bodenbearbeitung sei aufwendiger gewesen, als ursprünglich angenommen, zusätzliche Bohrungen seien notwendig gewesen. Hinzu kamen Anfang 2015 Überschwemmungen aufgrund massiver Regenfälle, die die Bauarbeiten wochenlang lahmlegten.

"Richtig ist, dass der Bauboom in Texas in diesem Ausmaß für uns überraschend gekommen ist", räumte Konzernsprecher Peter Felsbach heute, Mittwoch, in Reaktion auf den "Standard"-Artikel ein. Alleine in Corpus Christi, einer Stadt etwas größer als Linz, würden aktuell Investitionsprojekte im Volumen von über 40 Milliarden Dollar getätigt. Dass heftige Regenfälle die Bauarbeiten 2015 für einige Wochen lahmlegten, sei bereits bekannt.

Die Zahlungen der laufenden Projektkosten erfolgten laut Felsbach entsprechend dem Investitionsfortschritt und seien daher auch bereits Teil in den Jahresabschlüssen 2012/13, 2013/14, 2014/15 und 2015/16 gewesen. Im laufenden Geschäftsjahr 2016/17 werde "noch ein Restbetrag" fällig. "Eine endgültige Bewertung der Kosten wird erst mit dem regulären Betrieb angemessen möglich sein", so Felsbach.

An der "Basisinvestition" für die Anlage (Stand Projektentscheidung Ende 2012) von rund 550 Millionen Euro seien keine nennenswerten Veränderungen eingetreten. In den vergangenen vier Jahren sei aber naturgemäß bei tagesaktuellen Lieferungen und Leistungen wie Beton, Baustahl, Verrohrungen, Montagen - nicht zuletzt aufgrund des oben erwähnten Baubooms - "eine erhebliche Kosteninflation" eingetreten. Gleichzeitig erfolgten während der Bauzeit "einige kleinere Ergänzungsinvestitionen", wie dies bei solchen Großvorhaben üblich ist - so etwa eine hochrentierliche Kaltbrikettieranlage mit einem Investitionsvolumen von rund 12 Millionen Dollar zusätzlich

(APA)

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