Brezinschek: „Werden Wachstumsprognose für USA nicht ändern“

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Die von Trump angesagte Steuersenkung werde den US-Konsum ankurbeln, glaubt Raiffeisen-Chefanalyst Bzezinschek. Auch das TTIP-Aus sei für ihn noch nicht fix.

Die Wahl von Donald Trump zum nächsten US-Präsidenten sei für die Wirtschaft zwar keine gute Nachricht, vieles werde jedoch davon abhängen, was Trump verwirklichen werde, sagte der stellvertretende Wifo-Leiter Marcus Scheiblecker. Noch eine Spur gelassener sieht Raiffeisen-Chefanalyst Peter Brezinschek in wirtschaftlicher Hinsicht die Wahl Trumps. Er erwarte nicht unbedingt negative Effekte auf das Wachstum Europas und der USA.

"Ich sehe noch nicht, dass Europa schlechtere Wachstumsaussichten unter Trump hat, sofern an den Rahmenbedingungen nicht gerüttelt wird", meinte der Experte. Und das zeichne sich vorderhand nicht ab. Brezinschek glaubt, dass Trump womöglich weder das Freihandelsabkommen TTIP ad acta legt noch sich vom NAFTA-Vertrag mit Mexiko und Kanada verabschiedet, denn er könne nicht ganz einfach die wettbewerblich günstig gelegenen Produktionsstätten, die US-Firmen in den beiden Nachbarländern haben, einfach wieder ins Land zurückholen. Im Gegensatz dazu glaubt der deutsche DIW-Präsident Marcel Fratscher, dass TTIP jetzt für zumindest vier Jahre erst einmal auf Eis gelegt werde, was für ihn vier verlorene Jahre seien. Die werden Europa mehr schmerzen als die USA.

Keine langen Turbulenzen

Die Raiffeisen-Prognose von zwei bis 2,4 Prozent jährlichem Wirtschaftswachstum in den USA in den nächsten zwei Jahren "werden wir nicht ändern", sagt Brezinschek. Er sieht diese Prognose unter Trump sogar besser abgesichert als sie es unter einer Präsidentin Hillary Clinton gewesen wäre. Trump werde nämlich relativ rasch seine angekündigte Lohn- und Einkommensteuersenkung umsetzen - wenn auch auf Kosten weiterer Anstiege bei Defizit und Staatsschulden. Die Steuerreform werde aber dem US-Konsum eine weitere Stütze verleihen - auch wenn das Volumen der Senkung statt einer Billion Dollar vielleicht nur die Hälfte ausmachen werde.

Wie nach dem Brexit-Votum galubt Brezinschek nicht, dass die heutigen Finanzmarkt-Turbulenzen länger andauern. Der kurzfristige Rücksetzer an den Börsen sei wegen der für 2017 besseren Voraussetzungen für höhere Unternehmensgewinne eher ein Einstiegsniveau. werde es rasch wieder eine Normalisierung geben.

"180-Grad-Wende bei TTIP möglich"

Für den US-Dollar rechnet Brezinschek auf 6- bis 12-Monats-Sicht mit einer tendenziellen Stärkung - wegen einer zugunsten der USA höheren Zinsdifferenz im Vergleich zu Europa. A la longue werde es unter Trump eine höhere Inflation und höhere Zinsen geben, als es bis 2018/19 in einem Clinton-Szenario der Fall gewesen wäre.

Erste Nagelprobe werde nun sein, wie Trump mit Mexiko und Kanada umgehe, "aber vielleicht wird nicht so heiß gegessen wie gekocht. Das wäre ein gutes Zeichen." Schon ein "Paradoxon" wäre es für Brezinschek, wenn Trumps Berater ihm ein Weiterverfolgen von TTIP vorschlagen - "auch hier schließe ich eine 180-Grad-Wendung nicht aus" - und dann womöglich Europa abspringt, wo TTIP ja mehr in der Kritik stehe als in den USA.

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