Flexible Arbeitswelt: Wo der Zeitdruck am höchsten ist

Dauerstress im Gastgewerbe: Keiner will auf sein Essen warten
Dauerstress im Gastgewerbe: Keiner will auf sein Essen wartenAPA/HERBERT NEUBAUER
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Die Statistik Austria hat die Flexibiltät in der Arbeitswelt untersucht. Das Ergebnis: Fast 40 Prozent der Erwerbstätigen arbeiten immer oder häufig unter Zeitdruck.

Wie ist es um die Flexibilität am Arbeitsplatz bestellt? Zwei Fünftel (40,5 Prozent) der Erwerbstätigen werden zumindest einmal im Monat zu einem früheren Arbeitsbeginn oder späteren Arbeitsende aufgefordert. Zudem wird fast die Hälfte gelegentlich in der Freizeit dienstlich kontaktiert. Kurzfristig ein bis zwei Stunden freizunehmen ist für 49,9 Prozent sehr einfach, ungeplant ein bis zwei Tage freizunehmen hingegen nur für knapp ein Drittel (32,6 Prozent). Außerdem arbeiten 39,3 Prozent der Erwerbstätigen in Österreich immer oder häufig unter Zeitdruck. Das geht aus der am Mittwoch von Statistik Austria veröffentlichten Erhebung zu Arbeitsorganisation und Arbeitszeitgestaltung 2015 hervor. 

Rund ein Zehntel (11,1 Prozent) der Erwerbstätigen arbeitet immer, weitere 28,2 Prozent häufig unter Zeitdruck. Ein gutes Drittel (35,7 Prozent) arbeitet manchmal unter Zeitdruck. Für das verbleibende Viertel  ist dies dagegen selten bzw. nie der Fall. Die Branche mit dem höchsten Anteil an Beschäftigten, die immer unter Zeitdruck arbeiten, ist Beherbergung und Gastronomie (16,2 Prozent). Überdurchschnittlich oft besteht auch in der Herstellung von Waren (14,9 Prozent), in Verkehr und Lagerei (14,2 Prozent) sowie im Gesundheits- und Sozialwesen (14 Prozent) für die Beschäftigten ständig Zeitdruck. Inklusive der Erwerbstätigen, die angeben, häufig unter Zeitdruck zu arbeiten, steigt der Anteil der Beschäftigten unter Zeitdruck in Beherbergung und Gastronomie auf mehr als die Hälfte (54 Prozent); bei Verkehr und Lagerei stehen 45,4 Prozent und im Gesundheits- und Sozialwesen 43,5 Prozient der in diesen Branchen Erwerbstätigen immer oder häufig unter Zeitdruck.

Sich kurzfristig ein bis zwei Stunden freizunehmen ist für Erwerbstätige deutlich einfacher, als kurzfristig ein bis zwei Tage freizunehmen. Für rund die Hälfte der Erwerbstätigen ist es sehr leicht, ein bis zwei Stunden freizunehmen, ein bis zwei Tage freizunehmen hingegen nur für knapp ein Drittel. Wesentliche Unterschiede bestehen dabei zwischen selbständig und unselbständig Erwerbstätigen: Können Selbstständige sich zu 85,8 Prozent sehr leicht kurzfristig ein bis zwei Stunden freinehmen, ist dies nur für knapp die Hälfte der unselbständig Beschäftigten (44,5 Prozent) der Fall. Auch das kurzfristige Freinehmen von ein bis zwei Tagen fällt Selbständigen wesentlich öfter sehr leicht (54,3 Prozent) als Unselbständigen (29,3 Prozent).

Männer haben es flexibler

Männer sind hinsichtlich ihrer Arbeitszeitgestaltung etwas flexibler als Frauen. Dies gilt sowohl für das kurzfristige Freinehmen von Stunden als auch von Tagen. Deutliche Unterschiede bestehen zwischen Berufen, Branchen und ausgeübten Tätigkeitsniveaus. Insbesondere Erwerbstätige in Hilfs- und angelernten Tätigkeiten beziehungsweise in den Branchen Beherbergung und Gastronomie, Erziehung und Unterricht, Verkehr und Lagerei sowie im Gesundheits- und Sozialwesen fällt es deutlich schwerer, sich kurzfristig für einige Stunden oder auch Tage frei zu nehmen. 

Die Aufforderung länger am Arbeitsplatz zu bleiben oder früher zu kommen, erfolgt bei einem Viertel der Erwerbstätigen mindestens einmal wöchentlich, bei weiteren 14,8 Prozent seltener, aber mindestens einmal monatlich. Selbständige (41,7 Prozent) geben knapp doppelt so oft wie Unselbständige (23,3 Prozent) an, zumindest einmal in der Woche länger bleiben oder früher kommen zu müssen. Auch bestehen starke Unterschiede zwischen den Berufsgruppen bzw. Tätigkeitsniveaus: Besonders betroffen sind Führungskräfte (51,3 Prozent) sowie Beschäftigte in akademischen und vergleichbaren Berufen (33,1 Prozent). Nach Branchen erhalten Erwerbstätige in der Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen (34,5 Prozent) sowie Erwerbstätige in Beherbergung und Gastronomie (32,3 Prozent) am häufigsten eine Aufforderung zu flexiblen Arbeitszeiten.

Wenn das Handy läutet

Nahezu die Hälfte der Erwerbstätigen wird zumindest gelegentlich in der Freizeit dienstlich kontaktiert
Knapp die Hälfte (44,9 Prozent) der Erwerbstätigen wird zumindest einmal in zwei Monaten außerhalb der Arbeitszeit bezüglich ihrer Arbeit kontaktiert. Selbständige (58,2 Prozent) sind eher betroffen als Unselbständige (42,8 Prozent), Männer etwas öfter als Frauen, Erwerbstätige mit hohem Tätigkeitsniveau oder hoher formaler Ausbildung öfter als Erwerbstätige mit niedrigem Tätigkeitsniveau oder niedriger formaler Ausbildung. Tendenziell werden Personengruppen mit höheren Flexibilitätsanforderungen an die Arbeitszeit auch öfter in der Freizeit dienstlich kontaktiert. Mit steigender Häufigkeit der Kontaktaufnahme verstärken sich die geschlechtsspezifisch.

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