Leichtfried will kürzere Arbeitszeit "anstatt 12-Stunden-Tag"

INTERVIEW: JOeRG LEICHTFRIED
INTERVIEW: JOeRG LEICHTFRIEDAPA/HANS KLAUS TECHT
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Im Zeitalter der Digitalisierung und Industrie 4.0 sollte man wegen der Finanzierbarkeit auch über einen erweiterten Arbeitsbegriff sprechen, sagte der Infrastrukturminister.

Infrastrukturminister Jörg Leichtfried (SPÖ) versteht zwar Sorgen wegen Industrie 4.0 und Digitalisierung bei potenziell betroffenen Arbeitnehmern, deren Jobs gefährdet werden könnten. Auch wenn diese berechtigt seien, würden sie aber nicht unbedingt zu tatsächlichen Problemen für die Menschen führen. Vor allem ergäben sich auch Chancen, so Leichtfried in der ORF-"Pressestunde" am Sonntag.

Politisch stellte Leichtfried in den Raum, dass man aufgrund der digitalen Umwälzungen über kürzere Arbeitszeiten und mehr Freizeit reden könne - "anstatt eines 12-Stunden-Tages", den die Wirtschaft derzeit wieder vehement fordert. "Vielleicht ist die Zeit reif, das wieder zu diskutieren", so Leichtfried zum umstrittenen Thema. Der Arbeitsbegriff könne ausgeweitet werden. Es gehe schlussendlich um die Finanzierbarkeit des Staates. Den Großteil der Steuern würden die unselbstständig Beschäftigten erwirtschaften, sagte der Sozialdemokrat.

"Wir müssen vorne dabei sein", sagte Leichtfried über das Nutzen moderner Technologien. Chauffeure könnten künftig beispielsweise Dienstleistungen an Bord eines öffentlichen Verkehrsmittels übernehmen, auch wenn der rote Minister nicht glaubt, dass bereits in zehn Jahren keine Lkw-Fahrer - oder eben Busfahrer - mehr gebraucht würden.

Leichtfried bringt vierte Kulturtechnik ins Spiel

Der Minister erinnerte auch daran, dass die Produktion ja bereits digitalisiert sei. Industrie 4.0 drehe sich um die Digitalisierung der Wertschöpfungskette. Es sei jedenfalls im Sinne der Arbeitnehmer, dafür zu sorgen, "dass Menschen weiter große Chancen in ihrem Umfeld haben, da geht es um Qualifikation". Hierzu stellte Leichtfried das Einführen einer "vierten Kulturtechnik" schon ab der Volksschule neben Lesen, Schreiben und Rechnen in den Raum - und zwar mit Programmieren.

Von den Tests zum autonomen Fahren erwartet sich Leichtfried "mehr Sicherheit", aber auch, dass heimische Zulieferer im Kfz-Bereich von Anfang an an der Entwicklung teilhaben und "weiter gut reüssieren". Hier geht es auch noch um das Herstellen von Rechtssicherheit für selbstfahrende Autos in der Zukunft, die noch erarbeitet werden soll.

Förderungspaket für E-Autos

Bei Elektroautos will Leichtfried, der kommende Woche gemeinsam mit seinem "Spiegelminister" Umweltminister Andrä Rupprechter (ÖVP) ein Maßnahmenpaket präsentiert, drei Dinge fördern. Es geht um eine Förderung des Ankaufs, das Herstellen einer ausreichenden Ladestationsdichte bis 2020 und gewisse Zuckerln für E-Autofahrer. So soll es gelingen, dass E-Autos künftig als Erstautos angenommen werden.

Neuerlich bekräftigt hat Leichtfried die kritische Haltung Österreichs gegenüber den Pkw-Mautplänen in Deutschland, sollten tatsächlich Ausländer benachteiligt werden. "Wenn man beginnt, andere zu benachteiligen, dann ist das eine Gefährdung des Europäischen Geistes. Dafür bin ich nicht zu haben." Österreich sie besonders betroffen, käme es dazu, so der Verkehrsminister. Eine Lösung, bei der niemand diskriminiert werde, würde man aber freilich akzeptieren. Ohne einen Kompromiss im Sinne einer Gleichbehandlung, werde schlussendlich der EuGH entscheiden. Noch gebe es keine Klarheit, was genau geplant sei.

(APA)

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