Facebook setzt auf London, Autobauer sichern sich ab.
Wien/London. Das nennt man gutes Timing: Am gleichen Tag, an dem die britische Regierung ihre Pläne zu massiven Steuersenkungen für Unternehmen verkündet, verspricht Facebook weitere Investitionen auf der Insel. Das soziale Netzwerk will bis Ende 2017 einen neuen Sitz in London gründen und die Zahl der Mitarbeiter um 500 auf 1500 erhöhen. Premierministerin Theresa May sieht darin einen Beweis dafür, dass Unternehmen trotz Brexit „Vertrauen in die britische Wirtschaft“ hätten. Ende der Vorwoche hat Google angekündigt, ein neues Bürogebäude in London zu errichten und 3000 neue Stellen zu schaffen. Und auch der Onlinehändler Amazon will auf der Insel weiter expanieren, was 3500 zusätzliche Jobs bedeutet.
Mehr Förderung als Löhne
Freilich: Für die Tech-Konzerne zählt vor allem der Ruf, den London als Standort für die digitale Wirtschaft genießt. Anders sieht es bei traditionellen Exporteuren aus, denen es um den Zugang zum EU-Binnenmarkt geht. Wie der Autoindustrie, die fast zur Gänze in ausländischer Hand ist. Sie lässt sich ihre Treue zum Standort teuer bezahlen. Nissan hat sich schon mit der Regierung geeinigt: Der japanische Autobauer investiert weiter, wird aber für mögliche Brexit-Folgekosten schadlos gehalten. Wie der Deal genau aussieht, bleibt geheim. Reuters hat nachgerechnet, was eine volle Entschädigung beim harten Brexit kosten würde. Die EU erhebt auf Autoimporte zehn Prozent Zoll. Für Nissan UK geht es hier um 290 Mio. Pfund – mehr als die gesamte Lohnsumme. Und dabei dürfte es nicht bleiben: Auch die Konkurrenten fordern Absicherungen. In Summe käme man auf über eine Milliarde Pfund. So hohe Subventionen für Firmen hat es in Großbritannien noch nie gegeben. (red)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.11.2016)