Kitzbüheler Sportalm und der Mittelweg

Elena Carriere bei der Sportalm Fashion Show auf der Mercedes Benz Fashion Week Berlin Spring Summer
Elena Carriere bei der Sportalm Fashion Show auf der Mercedes Benz Fashion Week Berlin Spring Summer(c) imago/Future Image (imago stock&people)
  • Drucken

Die Kitzbüheler spürten die Russland-Krise. Ihre Edelmarke soll aber „Made in Austria“ bleiben – mit 500 Leuten im bulgarischen Werk.

Denkt man an die Kitzbüheler Nobelmarke Sportalm, denkt man an zwei Dinge: Trachten und Skifahren. Miteigentümerin Ulli Ehrlich würde heftig widersprechen. Nicht nur, weil sie die Modelinie des Hauses vor zwölf Jahren gründete. Sondern auch, weil der Familienbetrieb heute 60 Prozent der 54 Millionen Euro Umsatz der Modesparte verdankt. Sportalm hat sich neu erfunden – von den meisten unbemerkt. Nur mehr zehn Prozent entfallen auf Trachten, 30 Prozent auf Skibekleidung.

Ehrlich ortet bei der Modelinie auch das bei Weitem größte Wachstumspotenzial. Man sei nicht durch Klima oder Brauch an die Alpen gebunden. In Asien etwa habe Sportalm mit zwei Geschäften „noch nicht einmal den Fuß in der Tür. Das ist ein Riesenmarkt, der auf uns wartet.“

Gewissen Trends kann sich der Familienbetrieb, der heute 1200 Händler in 21 Ländern beliefert, aber auch nach Ausweitung der Produktpalette nicht entziehen. „Wir wurden durch die Russland-Krise ausgebremst“, sagt Ehrlich. Trotz Erfolgen in den übrigen Ländern sei durch den Einbruch auf dem seit 20 Jahren bedienten Markt 2015 ein zehnprozentiges Umsatzminus entstanden. Nicht nur Kitzbühels Tourismus merkte das Ausbleiben der Russen. Auch Sportalm litt, das den High-Society-Ort wie wenige in seine Marke integrierte. „Unsere Kunden bekamen die Käufe nicht mehr vorfinanziert, weil es nicht gewünscht war, Westware zu kaufen.“

Generell werden die Töne in der Modebranche eher rauer, sagt Ulli Ehrlich. Österreichs Bekleidungshandel verzeichnete zwischen Jänner und September 2016 einen realen Umsatzzuwachs quasi gleich null. Mode spiele sich in den Designergeschäften oder den großen Ketten ab, diagnostiziert Ehrlich. Dazwischen müsse man eine sehr präzise Handschrift entwickeln, um zu überleben. „Der Name, mit dem wir jahrzehntelang gehadert haben, ist heute gut“, sagt sie. Vater Wilhelm Ehrlich hatte Sportalm 1980 während eines Kitzbüheler Tennismatches vom dritten Eigentümer, dem Skiindustriellen Franz Kneissl, per Handschlag erworben. Heute erweise sich der Name, der zwischen Hautevolee, Sport und Natur verankert ist, als perfekter Träger der Tiroler Marke.

Noch 160 Mann in Kitzbühel

„Wir verstehen ein ,Made in Austria‘ als Verpflichtung“, heißt es auch auf der Unternehmenshomepage. Diese Betonung lenkt leicht davon ab, dass 500 Mitarbeiter in der vor zwanzig Jahren gegründeten bulgarischen Produktionsstätte arbeiten. Sportalm teilt hier eine Strategie mit anderen Traditionsmarken wie Wolford, die sich gegen die Fertigung in Fernost wehren, aber durch den Kostendruck schwer zu hundert Prozent in Österreich produzieren können.

160 Mitarbeiter gibt es am Kitzbüheler Stammsitz. Rund 30 Leute schneidern dort Prototypen und Kleinserien. Auch Lehrlinge beschäftigt man durchgehend. Damit wolle Sportalm bewusst das Know-how im Land sichern. „Bei der Skimode gibt es keine andere Firma mehr, die noch in Europa fertigt“, sagt Ehrlich. Vor vielen Jahren sei das Wissen nach China abgewandert. Das heiße nicht, dass die Qualität der Konkurrenz schlecht sei, betont die Sportalm-Designerin. Aber ihrer Familie sei der Gedanke nie gekommen, sagt sie – „wir haben es nicht so mit der Auslagerung“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.11.2016)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.