ÖVP: Keine Freunde, kein Streit

ÖVP-Chef Reinhold Mitterlehner
ÖVP-Chef Reinhold MitterlehnerAPA/ROBERT JAEGER
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Im Konflikt zwischen Parteichef und Klubchef sind alle Seiten um Beruhigung bemüht.

Wien. ÖVP-Chef Reinhold Mitterlehner gab am Dienstag Ungewöhnliches zu Protokoll: „Eine Partei ist keine Freundschaftsgruppe, sondern eine Interessengruppe“, sagte der Vizekanzler nach dem Ministerrat. „Wir sind nicht Freunde im engeren Sinne des Wortes“, hatte es sein Generalsekretär, Werner Amon, am Vorabend formuliert.
Die Nichtfreundschaft zwischen Partei- und Klubchef war am Montag offensichtlich geworden: Mitterlehner hatte Reinhold Lopatka wegen dessen indirekter Wahlempfehlung für Norbert Hofer zu sich zitiert und soll ihn zum Rücktritt aufgefordert haben. Lopatka verweigerte, worauf beide Seiten verkündeten, die „Irritationen“ seien beigelegt.

Während Lopatka beim Ministerrat den Journalisten aus dem Weg ging, bemühte sich Mitterlehner um Beruhigung. Von einem „Streit“ in der ÖVP wollte er nicht reden, es sei vielmehr um die „Abklärung der Vorgangsweise“ gegangen. Mitterlehner erklärte, dass er nicht damit einverstanden gewesen sei, dass Lopatka seine Wahlpräferenz für Hofer vorher nicht mit ihm abgesprochen habe. „Wenn ich Parteiobmann bin, müssen solche Aussagen mit mir abgestimmt werden“, so Mitterlehner. Sonst sei dies als „Querschuss“ zu werten. Darüber habe er mit Lopatka gesprochen, die Angelegenheit sei damit geklärt.

Auch andere schwarze Regierungsmitglieder stellten einen Konflikt in der ÖVP in Abrede: „Wo gab's einen Streit?“, fragte Innenminister Wolfgang Sobotka. Es handle sich um eine „thematische, inhaltliche“ Diskussion. Einen Flügelkampf in der ÖVP sieht er dementsprechend auch nicht. Wen er selbst wählt, wollte Sobotka nicht verraten. Ähnlich auskunftsfreudig reagierte Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter auf die Frage, wen er wählen wird: „Das Christkind.“ Außenminister Sebastian Kurz wollte die aktuellen Diskussionen in der Partei nicht kommentieren. „Gar nix, gar nix“, wolle er dazu sagen, so Kurz.

Auch SPÖ-Kanzleramtsminister Thomas Drozda wurde zu den Debatten in der ÖVP und deren Auswirkungen auf die Regierungsarbeit befragt. Drozda: „Ich habe heute zweimal mit dem Herrn Vizekanzler und viermal mit dem Herrn Klubobmann gesprochen, und ich habe keine Schockwellen mitbekommen.“ (maf)

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