Ein Tor für den FC Liverpool im Ligacup stellte das Leben des 17-jährigen Ben Woodburn über Nacht auf den Kopf, dabei gilt er längst als Spieler der Next Generation. Ein Treffer sei keine Karrieregarantie, warnt Jürgen Klopp.
Liverpool. Für viele Engländer ist der Ligacup der Bewerb für Verlierer. Er steht im Schatten der Premier League, auch ist er dem FA-Cup gegenüber nachrangig. Und dennoch, wer den Ligacup gewinnt, dem ist ein Fixplatz in der Europa League gewiss. Für Liverpool, derzeit in der Liga im Hoch und als Zweiter dicht hinter Tabellenführer Chelsea, ist der Ligacup auch eine willkommene Gelegenheit, jungen Talenten eine Chance zu bieten.
Beim 2:0-Sieg im Halbfinale gegen Leeds United gab Trainer Jürgen Klopp Benjamin Woodburn das Vertrauen. Dieser nutzte die Gunst der Stunde, schoss das 2:0 (81.) und avancierte damit zum jüngsten Torschützen der Klubgeschichte: Woodburn ist erst 17 Jahre und 45 Tage alt. Für manch einen ist das Alter nicht weiter von Belang, doch nur so viel: Der bisherige Rekordhalter, Michael Owen, der bei seinem Premierentor 98 Tage älter war, wurde ein Star auf der Insel und bei Real Madrid.
Gehaltsobergrenze: 47.000 €
Woodburn gilt als einer der großen Hoffnungsträger im „Mutterland des Fußballs“. Nicht nur für Liverpool, sondern auch für die Three Lions. Und, er ist nicht allein: Reiss Nelson (Arsenal), Dujon Sterling (Chelsea), Alex Danny (Everton), Angel Gomez (ManUnited), Tyrone O'Neill (Middlesbrough), Reece Stray (Watford) – um Englands Nachwuchs muss sich der neue Teamchef Gareth Southgate also keine Sorgen machen. Trotz der Legionärsflut gibt es weiterhin noch Eigenbaugewächse.
„Ich freue mich sehr für Ben“, sagte Klopp, bat aber vergeblich um Nachsicht: „Das einzige Problem ist, dass ich wegen der Journalisten Angst habe um ihn. Denkt und macht, was ihr wollt, aber schreibt nichts anderes als ,Torschütze: Woodburn‘.“ Natürlich, diesen Gefallen tat ihm die Yellow Press nicht. „Wonderkid“ prangte am Tag darauf in allen Tabloid-Papers als Schlagzeile.
Wer ist Ben Woodburn? Im November unterschrieb er einen Profivertrag, verdient 47.000 € pro Saison – das ist die im Klub festgelegte Gehaltsobergrenze für Teenager. Beim 2:0 gegen Sunderland debütierte der aus der Klubakademie aufgestiegene Stürmer in der Liga. Noch spielt er für die U19 von Wales, die endgültige Entscheidung steht ihm offen – er wurde in Cheshire, Nordengland, geboren.
Eine Karrieregarantie ist ein Tor für Teenager keineswegs, warnte Klopp. Es gibt auch dazu ein Beispiel: James Vaughan (Everton) war mit 16 Jahren und 267 Tagen der jüngste Spieler, der je in der Premiere League traf. Jetzt spielt er nach zig Verletzungen nur noch in der dritten Liga. (fin)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.12.2016)
