Das Tatmotiv ist unklar. In Böheimkirchen hat eine 35-Jährige ihre Mutter, ihren Bruder und ihre drei Kinder zwischen 7 und 10 Jahren erschossen.
Nach der Bluttat mit sechs Toten in Böheimkirchen (Bezirk St. Pölten-Land) haben sich Bürgermeister Johann Hell (SPÖ) und die Direktorin der Volksschule, Silvia
Riedler, am Freitag in einem Pressegespräch "tief betroffen" gezeigt. Die Kinder der örtlichen Volksschule wurden von einem Krisenteam psychologisch betreut.
"Wir trauern um die Familie", sagte der Bürgermeister. Die sechs Personen wohnten erst seit April 2015 im Ortsteil Schildberg in einem ehemaligen Gasthaus, das die Familie gekauft hatte. Die Mutter hatte die Kinder am Montag vergangener Woche in der Schule für einige Tage entschuldigt - mit der Begründung, dass die Großmutter verstorben sei. Dies gab nun die Direktorin bekannt.
Die Mutter habe von einem großen Schock für die Familie gesprochen, "deshalb haben wir uns gar nichts dabei gedacht", betonte Riedler. Das getötete Mädchen
besuchte die erste, ihre beiden Brüder besuchten die dritte und vierte Klasse. Die Kinder waren laut Direktorin "gut integriert", es habe sich um eine "ganz normale Familie" gehandelt.
Schulpsychologen im Einsatz
Am Freitag waren drei Schulpsychologinnen und ein Beratungslehrer zur Betreuung in der Volksschule. Es bestand die Möglichkeit für die Kinder, Einzel- und Gruppengespräche zu führen. Auch kommende Woche werde das Team "immer wieder vor Ort sein", sagte Andrea Richter, Leiterin der Abteilung Schulpsychologie in Niederösterreich.
In dem ehemaligen Gasthaus in Böheimkirchen hatte die Polizei am Donnerstag eine tote sechsköpfige Familie aufgefunden. Unter den Opfern waren eben auch die drei Kinder zwischen sieben und zehn Jahren.
Offenbar hatte eine 35-Jährige ihre Mutter (59, Baumarktmitarbeiterin) sowie ihren Bruder (40) und die eigenen drei Kinder – Zwillingsbuben und ein Mädchen – sowie ihren Hund mit einer Pistole erschossen. Zum Schluss tötete sie auch sich selbst. Die Mordwaffe soll die Mutter legal besessen hat.
Was das Tatmotiv sein könnte, darüber konnte bis zuletzt nur gerätselt werden. Die Familie hatte das ehemalige Gasthaus, das früher eine beliebte Raststation für Radfahrer war, laut Grundbuch erst im Frühjahr 2015 gekauft und war aus Kirchstetten zugezogen.
Unbekannte im Ort
Die ehemalige Besitzerin beschrieb die Familie im Gespräch mit der „Presse“ als „unauffällig, zurückgezogen, aber recht freundlich“. Nachbarn sagten aus, dass sie die Familie eigentlich nie zu Gesicht bekommen hätten – der ganze Ort sie kaum gekannt hätte.
Die Kinder habe man eigentlich nur in der Schule gesehen und die Frau, wenn sie sie zur Bushaltestelle gebracht oder von dort abgeholt hatte. Auch Bürgermeister Hell sagte, die Familie nicht persönlich gekannt zu haben – zeigte sich aber schon in einer ersten Reaktion erschüttert: „Wir sind alle betroffen.“ Böheimkirchen zählt rund 5000 Bewohner.
Weil der ermordete Mann nicht mehr am Arbeitsplatz erschienen war, hatte sich die Polizei mit einer Leiter über ein Fenster Zutritt verschafft und die Tragödie entdeckt.
Der Verbleib des Kindsvaters – oder ob es zu ihm überhaupt Kontakt gab, ist auch eine jener vielen offenen Fragen, die beantwortet werden müssen.