Das Land der schlechten Sparer

Sparschwein mit Euros
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Unter neun verglichenen Ländern erzielen die Österreicher die geringsten Renditen. Grund ist der hohe Sparbuchanteil.

Wien. Die gute Nachricht zuerst: Das durchschnittliche Pro-Kopf-Geldvermögen der Österreicher wächst. Von 2012 bis 2015 betrug der jährliche Anstieg 2,9 Prozent auf zuletzt 59.390 Euro, wie aus einer Erhebung der Allianz („Die Rendite der privaten Geldvermögen“) hervorgeht.

Unter neun verglichenen Ländern nimmt Österreich beim Zuwachs den zweitschlechtesten Platz nach Portugal ein, wo sich das Pro-Kopf-Vermögen jährlich um 1,1 Prozent vermehrt hat. Dass sie nicht auf dem letzten Platz gelandet sind, verdanken die Österreicher der Tatsache, dass sie Geld aus ihrem Erwerbseinkommen angespart haben (was sonst nur noch die Deutschen taten), während die Portugiesen (wie auch die Belgier, Franzosen, Spanier, Finnen, Italiener und Niederländer) Geld aus ihrem Vermögen abgezogen haben.

Vergleicht man die Rendite aus dem Vermögen selbst (siehe Grafik), liegt Österreich auf dem letzten Platz, und zwar sowohl bei der nominellen Rendite (2,7 Prozent pro Jahr) als auch bei der realen (ein Prozent). Die nominelle Rendite setzt sich zusammen aus 1,7 Prozent Vermögenseinkommen (Zinsen, Dividenden etc.) und einem Prozent Wertzuwachs (etwa Kursgewinne). Beide Bestandteile sind in den anderen Ländern höher.

(c) Die Presse

Zum Vergleich: Die Finnen schafften 8,5 Prozent nominelle Rendite pro Jahr, real (nach Abzug der Inflation) blieben ihnen 6,9 Prozent. Die Aktienquote in Finnland liegt mit über 30 Prozent höher als in den anderen Ländern. Obwohl die Finnen Geld aus ihrem Vermögen konsumiert haben, erhöhte sich Letzteres um 6,7 Prozent pro Jahr auf zuletzt 51.970 Euro.

Kaum Aktien, hohe Einlagen

Doch auch die Niederländer erzielten 6,2 Prozent Rendite pro Jahr, die Italiener 5,8 und die Spanier 5,7 Prozent. Obwohl sie einen Teil davon ausgaben, konnten Italiener und Spanier ihr Vermögen um drei Prozent pro Jahr vermehren.

Die Allianz-Experten führen das schlechte Abschneiden der Österreicher darauf zurück, dass die Österreicher stärker in Bankeinlagen (50 Prozent) und schwächer in Aktien (4,5 Prozent) investiert sind als die Sparer in allen anderen Ländern. Sie rechnen vor: Hätten die Österreicher nur 40 Prozent ihres Vermögens in Bankeinlagen investiert und die frei werdenden zehn Prozent auf Aktien und Investmentfonds verteilt, wäre die jährliche Rendite um einen halben Prozentpunkt höher ausgefallen. (b. l.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.12.2016)

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