Doppelpass mit Briefkastenfirmen

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Cristiano Ronaldo und Manchester-United-Trainer José Mourinho setzen sich gegen Vorwürfe der Steuerhinterziehung zur Wehr. Sie hätten ihre "Pflichten erfüllt".

Paris. Die Fußball-Beraterfirma Gestifute hat die Steuervermeidungsvorwürfe gegen Real-Superstar Cristiano Ronaldo und Manchester-United-Trainer José Mourinho zurückgewiesen. „Sowohl Ronaldo als auch Mourinho sind ihren Pflichten bei den spanischen bzw. britischen Steuerbehörden voll und ganz nachgekommen“, hieß es in einer Erklärung.

Beide hätten sich nie eines Steuervergehens schuldig gemacht, Gestifute kündigte daher rechtliche Schritte an. „Jede Unterstellung oder Anschuldigung gegen Ronaldo oder Mourinho bezüglich der Begehung von Steuerdelikten wird verfolgt.“

Mehrere europäische Medien des Recherchenetzwerks EIC, darunter die Wochenzeitung „Falter“, haben 18,6 Millionen Dokumente zu Geldgeschäften im europäischen Fußball ausgewertet. Der riesige Datensatz über 1,9 Terabyte, der von der Enthüllungsplattform Football Leaks zur Verfügung gestellt wurde, soll auch Originalverträge von Spielern und Betreuern samt geheimer Nebenabsprachen und Dokumente über mutmaßliche Steuervermeidung beinhalten, wie am Freitag bekannt wurde. Dabei wurden auch die Namen von Portugals Europameister Ronaldo und seinem Landsmann Mourinho genannt.

Messis 4,1 Millionen Euro

Enthüllungen um Geldflüsse und Steuertricks, der Doppelpass mit Briefkastenfirmen in Steueroasen, Beraterhonorare und Strohmänner – das ist im Fußball nichts Neues. Auch die Doppelmoral erregt kein Aufsehen, neu sind auch die detailliert beschriebenen Methoden nicht. So wurde etwa der fünffache Weltfußballer Lionel Messi heuer bereits wegen Steuerhinterziehung von 4,1 Millionen Euro vom Landgericht in Barcelona zu 21 Monaten Haft verurteilt. Zur Umgehung der Steuer soll er seine Werberechte an ein Netz von Scheinfirmen abgetreten haben. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Vor dem Clasico geriet Ronaldo in die Defensive. Der 31-Jährige ist nach Berechnungen des US-Magazins „Forbes“ mit 78 Millionen Euro Jahresverdienst der bestbezahlte Sportler der Welt. Beim 1:1 in Barcelona verspotteten die Fans die Real-Ikone mit einem Lied, in dem sie ihn zur Zahlung von Steuern ermahnten. Zuvor hatte Barça-Vizepräsident Carles Vilarrubi gefordert, der Fiskus müsse gegen Ronaldo „genauso unerbittlich wie gegen Messi vorgehen“.

Die Moraldebatte um den von Fifa-Korruption gebeutelten Fußball bekommt somit jedenfalls neue Nahrung. Doch die Fans auf den Tribünen und vor dem Fernseher haben diese Diskussionen oft nur kurz beschäftigt. Beim nächsten Tor, dem nächsten Sieg ihrer Idole war vieles vergeben und vergessen. Steuersünder Uli Hoeneß ist mittlerweile wieder Präsident des FC Bayern, Messi und Ronaldo wurden erneut für die Endauswahl zum Weltfußballer des Jahres nominiert.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.12.2016)

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