Große Prüfung für Shootingstar Sofia Goggia

 Jubelposen sind für Sofia Goggia längst Routine. Mit sechs Podestplätzen in vier Disziplinen ist die Italienerin, 24, die Sensation des bisherigen Weltcup-Winters.
Jubelposen sind für Sofia Goggia längst Routine. Mit sechs Podestplätzen in vier Disziplinen ist die Italienerin, 24, die Sensation des bisherigen Weltcup-Winters.(c) APA/AFP/PHILIPPE DESMAZES (
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Wer feiert Weihnachten als Gesamtführende? Ein Dreikampf in Courchevel bringt am Dienstag die Entscheidung. Sofia Goggia hat gute Chancen, muss aber die Lehren aus einer Niederlage ziehen.

Courchevel/Wien. Ausgerechnet in Val d'Isère, ihrem erfolgreichsten Weltcuport, wollte es für Lara Gut nicht funktionieren, in der Kombination und in der Abfahrt war die große Favoritin ausgeschieden. Doch die Schweizerin behielt die Nerven und gewann den abschließenden Super-G, allfällige Gedanken an eine Krise waren sofort verstummt. Der Titelverteidigerin im Gesamtweltcup fehlen noch fünf Punkte auf Spitzenreiterin Mikaela Shiffrin (498 Zähler). Beim Riesentorlauf in Courchevel (10.30/13.30 Uhr, live ORF eins) entscheidet sich also, wer Weihnachten als Gesamtführende feiern wird.

Es ist ein Dreikampf zwischen Shiffrin, Gut und der Italienerin Sofia Goggia (467 Punkte), neben Abfahrts-Seriensiegerin Ilka ?tuhec (481) die Sensation des bisherigen Winters. Vor allem dank der 24-Jährigen aus Bergamo führen die Italienerinnen im Nationencup, sechsmal landete Goggia in dieser Saison schon auf dem Podest – in vier verschiedenen Disziplinen.

Und vor dem Riesentorlauf am Dienstag spricht die Tendenz für Goggia: Shiffrin gelang der Riesentorlauf-Auftakt mit Platz zwei in Sölden, beim Heimrennen in Killington (Fünfte) und in Sestriere (Sechste) verpasste sie dann aber das Stockerl. Lara Gut, am Sonntagabend erstmals zur Schweizer Sportlerin des Jahres gekürt, siegte in Sölden und wurde Dritte in Sestriere, in Killington aber schied sie aus. Bei Goggia hingegen, so scheint es, steht nach den Rängen fünf (Sölden), drei (Killington) und zwei (Sestriere) der erste Weltcupsieg unmittelbar bevor.

Zudem hat ihr der enttäuschende Super-G am Wochenende noch einmal Extramotivation beschert. Goggia hatte eine Riesenchance verpasst: Gut war in den beiden Rennen zuvor leer ausgegangen, Shiffrin hatte überhaupt auf Val d'Isère verzichtet, und ?tuhec wurde nur Siebente. Ein gutes Resultat hätte für Goggia die Gesamtführung im Weltcup bedeutet. Doch nach Zwischenbestzeit im Mittelteil nahm sie zu viel Risiko und beging einen Torfehler. Die Italienerin war wütend, gleichzeitig tieftraurig ob der nicht genutzten Gelegenheit, die Enttäuschung war auch später im Hotel noch riesig. Irgendwann aber musste sie plötzlich lachen und freute sich über ihr Sportlerdasein, in dem Rückschläge – Goggia hat vier Knieoperationen hinter sich – einfach dazugehören. Sie entschied: Es ist Zeit, zurückzuschlagen.

Konkurrentin Lara Gut ging es in Val d'Isère ähnlich, sie fand zurück in die Erfolgsspur, triumphierte am Ende sogar. Shootingstar Goggia kann nun beweisen, dass auch sie bereits ein Champion ist.

Der Vergleich mit Anna Veith

Der Sieg führt in Frankreich aber über die wieder erstarkte Tessa Worley, die vor Heimpublikum ihren dritten Riesentorlaufsieg in Folge anpeilt. ÖSV-Hoffnung ist am Dienstag Stephanie Brunner. Die Tirolerin ist in Abwesenheit von Anna Veith und Courchevel-Vorjahressiegerin Eva-Maria Brem derzeit die schnellste Österreicherin im Riesentorlauf.
In Sölden war sie Vierte, in Sestriere Achte. Dazwischen mischte sie auch in Killington als Halbzeitvierte vorn mit, stürzte dann aber auf dem Weg zu einer Topzeit im zweiten Durchgang und zog sich eine Nackenzerrung zu. Mit ihren extremen Schräglagen und dem starken Aufkantwinkel versteht es die 22-Jährige, den Schwung abzukürzen, sie bewegt sich damit aber auch am Limit.

Trainiert hat Brunner zuletzt im heimatlichen Zillertal zusammen mit Anna Veith. Für die zweifache Gesamtweltcup-Siegerin ist Brunner ein echter Gradmesser im Hinblick auf ihr Comeback. „Im Riesentorlauf ist es mir bisher gelungen, die Trainingsleistungen auch im Rennen umzusetzen. Es heißt für mich jetzt, dies auch in den weiteren Bewerben konstant zu zeigen“, meinte Brunner. In Courchevel will sie „wieder von Tor zu Tor volle Attacke fahren“. (joe)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.12.2016)

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