Marcel Hirscher: Wenn der Chef einmal wütend wird

 Ein Husarenritt bescherte Marcel Hirscher den 99. Podestplatz seiner Karriere.
Ein Husarenritt bescherte Marcel Hirscher den 99. Podestplatz seiner Karriere.(c) APA/AFP/ANDREA SOLERO
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Nach dem verpatzten Super-G in Santa Caterina hat ein verärgerter Marcel Hirscher getestet und getüftelt. In der Kombination schlug er zurück, 2016 beendet er mit einer Bestmarke.

Santa Caterina/Wien. Wenn es für Marcel Hirscher einmal nicht nach Wunsch läuft, wirkt der Salzburger aufgewühlt, er hadert, ist rastlos. In so einem – inzwischen äußerst seltenen – Fall stürzt er sich in eine penible Ursachenforschung, testet noch mehr Material, tüftelt noch mehr am Set-up. So auch in Santa Caterina. Der Super-G am Dienstag ging daneben, „das war gar nix“, schimpfte Hirscher ob Platz 47 und fast dreieinhalb Sekunden Rückstand. Immerhin hat er schon einen Super-G gewonnen, stand zudem zweimal auf dem Podest.

Wie sooft hat sich die Rastlosigkeit ausgezahlt, der Hirscher-Ärger entlud sich am Donnerstag in der Kombination (Super-G, Slalom). Der Salzburger fuhr in Santa Caterina hinter Alexis Pinturault auf Platz zwei, Dritter wurde Aleksander Aamodt Kilde. „Ich bin wieder zurück“, meinte Hirscher.

Den zweiten Platz verdankt er einem fulminanten Super-G. Hirschers übliche Tiefstapelei (alles unter drei Sekunden Rückstand sei ein Erfolg) schien dieses Mal angebracht zu sein, die „Deborah Compagnoni“-Piste bot einen spektakulären Super-G, stellte selbst ausgewiesene Spezialisten vor eine große Herausforderung. Doch Hirscher legte mit Startnummer 31 einen Husarenritt hin, einzig Aleksander Aamodt Kilde, bester Super-G-Läufer der Vorsaison, war schneller, musste dafür aber volles Risiko gehen. „Ich war am Limit“, erklärte der Norweger.

Kilde war zwar einst ein passabler Slalomläufer, die Entscheidung aber wurde zum Zweikampf zwischen Hirscher und dem zur Halbzeit drittplatzierten Pinturault, dem besten Allrounder des vergangenen Winters. Der Franzose fuhr auf dem schnellen und wenig drehenden Slalomkurs Laufbestzeit, distanzierte Hirscher überraschend deutlich um 34 Hundertstel und feierte seinen 18. Weltcupsieg.

Pinturault hatte ob des verhältnismäßig leichten Slaloms auch den Speedspezialisten gute Chancen prophezeit und sollte Recht behalten. Kilde rettete sich auf Platz drei, sein bisher bestes Kombi-Resultat.

Hirscher hat mit seinem Sicherheitslauf im Slalom (viertbeste Laufzeit) zwar den ersten Weltcupsieg in der Kombination verpasst, er beendet das Jahr 2016 aber mit persönlichem Punkterekord (713) und geht erstmals als Gesamtweltcup-Führender in das neue Jahr. Die Chancen auf den sechsten Gesamtweltcup in Folge sind besser denn je, zumal sein erster Verfolger Kjetil Jansrud (482) in Santa Caterina im Slalom ausschied und leer ausging. Die Saison aber sei noch lange, ob es am Ende wieder für die große Kugel reicht, würden ohnehin Kleinigkeiten entscheiden, meinte Hirscher. „Genial, dass ich auch das sechste Jahr vorne mit dabei sein darf.“ Den Jahreswechsel will er nun in aller Ruhe zuhause verbringen.

Abgesehen vom amtierenden Kombi-Weltmeister Hirscher sind im ÖSV keine Allrounder in Sicht. Zweitbester Österreicher wurde Vincent Kriechmayr als 14.

Kombination (Super-G, Slalom) Santa Caterina

1. Alexis Pinturault (FRA) 2:19,71 Min.
2. Marcel Hirscher (AUT) +0,34 Sek.
3. Aleksander Aamodt Kilde (NOR) +1,13
Weiters: 4. Justin Murisier (SUI) +1,87; 5. Victor Muffat-Jeandet (FRA) +2,00; 14. Vincent Kriechmayr (AUT) +3,48; 15. Matthias Mayer (AUT) +3,67.

Gesamtweltcup (nach 14 Rennen): 1. Hirscher 713; 2. Kjetil Jansrud (NOR) 482; 3. Pinturault 465.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.12.2016)

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