Netanjahu im Visier der Sonderermittler

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Der israelische Premier, Benjamin Netanjahu, steht unter Korruptionsverdacht.

Wien/Jerusalem. Die israelische Justiz kennt kein Pardon mit den Regierenden. Sie verurteilte Präsident Moshe Katzav nach dessen Rücktritt wegen Vergewaltigung und sexueller Belästigung zu einer mehrjährigen Haftstrafe, aus der er erst neulich entlassen wurde; sie verdonnerte Ex-Premier Ehud Olmert wegen Korruption zu einer Gefängnisstrafe; und sie ermittelte, ebenfalls wegen Korruptionsverdachts, gegen Ariel Scharon und mehrfach schon gegen Benjamin Netanjahu.

Der Premier ist seit Längerem im Visier des Generalstaatsanwalts. Stets waren es die Spesen, die den Regierungschef in die Bredouille brachten – einmal waren es die Kosten für Ehefrau Sara und Familie im Regierungsflugzeug, einmal die Ausgaben für Eis und Limonade, die die Kontrolleure auf den Plan riefen.

Ronald Lauders Geschenke

Nun musste er sich in seiner Residenz einem dreistündigen Kreuzverhör unterziehen. Diesmal ging es um Geschenkannahme. Unter anderem soll ihm Ronald Lauder, der US-Milliardär, Kunstsammler, Präsident des Jüdischen Weltkongresses und ehemalige US-Botschafter in Wien, einen Anzug spendiert haben – und Netanjahus Sohn Yair einen Auslandsaufenthalt. Seit Monaten kursieren die Vorwürfe in der Öffentlichkeit. Vor der Untersuchung hatte sich Netanjahu gewohnt selbstbewusst gegeben: „Es wird nichts gefunden werden, weil es nichts gibt.“ Der Opposition ließ er ausrichten, den Termin beim Schneider abzusagen – im Klartext: Sie solle sich nicht zu früh über neue Ämter freuen.

Der Verdacht auf Wahlkampffinanzierung hat sich zwar nicht erhärtet. Die Staatsanwaltschaft befragte indessen Dutzende Zeugen im In- und Ausland. Netanjahu soll zudem Forderungen an die Gönner gestellt haben. (vier)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.01.2017)

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