Das „politische Ziehkind“ Harald Vilimskys

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30. ORDENTLICHER FP�-LANDESPARTEITAG: SVAZEK / STRACHE(c) BARBARA GINDL / APA / picturedes (BARBARA GINDL)
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Dass mit Marlene Svazek seit Kurzem eine 24-jährige Frau eine freiheitliche Landespartei leitet, ist ungewöhnlich. Sie sei eben „ein seltenes politisches Supertalent“, heißt es in Salzburg. Das dürfte auch die FPÖ-Spitze in Wien so sehen.

Die FPÖ war für Marlene Svazek unwählbar. Das war vor zehn Jahren. Heute ist die 24-jährige Landesobfrau der Salzburger Freiheitlichen und eine der größten Zukunftshoffnungen der Partei.

Politisch interessiert war Svazek immer, der FPÖ gegenüber aber skeptisch: „In der Klasse war klar, dass die FPÖ furchtbar ist“, erzählt Svazek. Sie wollte sich selbst ein Bild machen und schrieb in ihrer Fachbereichsarbeit für die Matura über die Freiheitlichen. „Die Lehrer haben damals gesagt: Lieb, dass du darüber schreibst, aber wählen tust du die hoffentlich eh nicht.“

Das hat sich schnell geändert. Denn aus Interesse wurde Faszination. Während des Schreibens habe sie sich vor allem zu dem von der FPÖ gern verwendeten Heimatbegriff „hingezogen gefühlt“. Bereits die mündliche Matura, bei der Svazek ihre Fachbereichsarbeit präsentieren musste, legte den Grundstein für ihre politische Karriere: „Frau Svazek, ich habe das Gefühl, wir werden uns wiedersehen“, habe der Maturavorsitzende nach einer längeren Diskussion gesagt. „Da habe ich gewusst, das ist der Beginn einer politischen Laufbahn“, sagt Svazek heute.

Es folgte ein rasanter Einstieg in die Politik. Svazek war Funktionärin im Ring Freiheitlicher Jugend, FPÖ-Gemeinderätin in ihrer Heimat Großgmain und Referentin im Büro des Salzburger Langzeit-FPÖ-Parteiobmanns Karl Schnell. Dann ging sie nach Brüssel als Mitarbeiterin des FPÖ-EU-Abgeordneten Harald Vilimsky. Ein karrierefördernder Schritt. Mittlerweile bezeichnet sich Svazek selbst als „politisches Ziehkind“ des FPÖ-Generalsekretärs. Ihr Mentor habe sie zwar in die politische Freiheit entlassen. Sie hole sich aber immer noch gern Rat bei ihm.

Dieser gute Draht nach Wien war für ihre Bestellung zur neuen Salzburger FPÖ-Chefin, die im Juni 2016 erfolgte, sicherlich nicht von Nachteil. Ihr wurden drei Männer, großteils schlagende Burschenschafter, zur Seite gestellt. Von ihrem Vorgänger, dem interimistischen Salzburger FPÖ-Chef, Andreas Schöppl, werden ihr schon jetzt, nach wenigen Monaten an der Spitze, Rosen gestreut: Sie sei „ein seltenes politisches Supertalent“, „aus dem richtigen Holz geschnitzt“ und bringe alle Fähigkeiten mit, die man als erfolgreiche Politikerin brauche.

Zwischen Le Pen und Susanne Winter

Tatsächlich ist Svazek rhetorisch gut, wirkt sympathisch, offen und gebildet. Auch Durchsetzungsfähigkeit wird ihr nachgesagt. Es heißt, sie gehöre zum rechten Flügel der FPÖ. Sie selbst sieht das anders: „Ich habe keine Ahnung, woher diese Zuschreibung kommt. Ich bin ein guter Durchschnitt innerhalb der Partei.“ Mit Personen wie Susanne Winter (die Nationalratsabgeordnete wurde aus der FPÖ ausgeschlossen, Anm.) hätte sie, wie sie selbst sagt, „ein Problem“. Und „bei manchen extrem rechten Ausrutschern“ denke sie sich sehr wohl: „Muss das denn sein?“ Aber es gebe in einer großen Gruppe eben „immer auch einen Trottel“.

Offene Bewunderung spricht Svazek der französischen Front-National-Frontfrau Marine Le Pen aus. In Brüssel habe sie mit ihr persönlich gesprochen und zu Le Pens Mitarbeitern guten Kontakt gepflegt. Der Front National sei ihrer Meinung nach „nicht rechtsextrem“. Die FPÖ sowieso nicht. Die sei rechtspopulistisch. „Rechtspopulismus ist für mich ja nichts Schlechtes.“

Als junge Politikerin hat sie sich in den sozialen Netzwerken bereits einen Namen gemacht. „Das ist unerlässlich“, sagt die Politikwissenschaftstudentin, die noch ihren Master macht. Von ihrer Besetzung erhofft sich die FPÖ wohl eine Abkehr des Images als Männerpartei. Immerhin gilt es, um erfolgreich zu sein, auch mehr Wählerstimmen von Frauen zu gewinnen. „Frauen wählen Frauen nicht, weil sie Frauen sind“, sagt Svazek. Wobei vielen die Sprache der FPÖ durchaus zu hart, zu direkt sein könnte. „Vielleicht sprechen Frauen da auf weichere Dinge an“, so Svazek.

Auf die Frage, ob sie mehr Norbert Hofer oder mehr Heinz-Christian Strache sei, antwortet sie gekonnt: „Ich kommuniziere sanfter – eher wie Norbert Hofer. Aber ich habe die Durchsetzungsfähigkeit von H.-C. Strache.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.01.2017)

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