Tennis: Die Kampfansage des Entthronten

Novak Djoković.
Novak Djoković.(c) APA/AFP/KARIM JAAFAR
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Der Sieg von Novak Djoković über den Weltranglistenersten, Andy Murray, im Finale von Doha lässt unmittelbar vor den Australian Open, dem ersten Grand-Slam-Turnier 2017, aufhorchen.

Doha/Wien. Eine Woche vor Beginn der Australian Open in Melbourne, dem ersten Höhepunkt des Tennisjahres, haben die zwei weltbesten Spieler mit nachhaltiger Wirkung die Werbetrommel gerührt und für Spannung gesorgt. Gleich in der ersten Turnierwoche 2017 standen sich im Finale von Doha Andy Murray und Novak Djoković gegenüber. Die beiden erfolgreichsten Spieler der jüngeren Vergangenheit hatten erst vor wenigen Wochen die Saison 2016 beendet, im Endspiel der World Tour Finals hatte Lokalmatador Murray Titelverteidiger Djoković besiegt und so seine unmittelbar zuvor errungene Nummer-eins-Position in der Weltrangliste verteidigt.

In Katars Hauptstadt trafen sich die Hochkaräter wieder, das erste Kräftemessen des Jahres wurde mit Argusaugen beobachtet. Speziell über Djoković wurde in den vergangenen Wochen und Monaten ausführlich diskutiert. Der Serbe, er galt lange Zeit als unantastbar, war nach seinem Sieg bei den French Open in Paris in ein Motivationsloch gefallen, auch private Probleme störten das Idyll. Djoković war auf der Suche nach sich selbst, nach neuen Zielen, die Zusammenarbeit mit dem spanischen Tennisguru Pepe Imaz soll letztlich auch zur Trennung von Erfolgscoach Boris Becker geführt haben.

Eine Schlacht mit Ansage

In Doha machte der 29-Jährige einen fokussierten und zielstrebigen Eindruck, der Vergleich mit Murray hatte ihn zur Höchstleistung getrieben. Der spektakuläre 6:3-5:7-6:4-Erfolg nach knapp drei intensiven Stunden war ein Vorgeschmack auf die eben erst eingeläutete Saison, er beendete zugleich die Siegesserie von Murray, der Brite hatte die jüngsten 28 Spiele allesamt gewonnen. Djoković, der im zweiten Satz beim Stand von 5:4 noch drei Matchbälle ungenutzt ließ, stellte im Head-to-Head mit dem Schotten auf 25:11-Siege und untermauerte seine Ansprüche, die Vormachtstellung im Welttennis zurückzuerobern. „Das ist das beste Szenario, das ich mir zu Beginn der Saison vorstellen konnte. Die Nummer eins, meinen größten Rivalen, in einem spannenden Marathonmatch zu schlagen ist definitiv etwas, das positive Auswirkungen haben kann“, sagte Djoković, der von einem echten Härtetest sprach. „Jeder Punkt gegen Andy ist eine Rallye, aber um ehrlich zu sein, habe ich nichts anderes erwartet. Egal, ob wir in Doha oder in einem Grand-Slam-Finale gegeneinanderspielen: Ich erwarte immer eine Schlacht.“

Murray musste in seinem zweiten Turnier als Weltranglistenerster erstmals eine Niederlage verarbeiten, sieht sich aber für die kommenden Aufgaben gut vorbereitet. „Natürlich bin ich enttäuscht, dass ich nicht gewonnen habe, aber ich habe hier gute Matches gespielt. Es war ein physisch guter Test, mein Körper fühlt sich gut an, das stimmt mich positiv.“ Zum nächsten Aufeinandertreffen zwischen Murray und Djoković könnte es im Finale der Australian Open am 29. Jänner, kommen.

Stars pausieren, Thiem spielt

Während sich das Gros der Elite in den kommenden Tagen bereits vor Ort im Melbourne Park den Feinschliff holt, bestreitet Dominic Thiem als einziger Top-Ten-Spieler diese Woche ein Turnier. Der Niederösterreicher möchte in Sydney noch wichtige Matchpraxis sammeln, als Topgesetzter hat er zum Auftakt ein Freilos. Im Achtelfinale wartet Gastão Elias (POR) oder Christopher O'Connell (AUS), also gewiss ein Qualifikant.

Thiem-Coach Günter Bresnik verteidigt das Vorgehen, unmittelbar vor einem Grand Slam ein Turnier zu bestreiten. „Dominic braucht diese Matches.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.01.2017)

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