Waffenruhe in Syrien hält nicht

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Anschläge und neue Kämpfe um Wasserquellen nahe Damaskus. Mindestens 48 Tote in von Rebellen kontrollierter Stadt Azaz.

Damaskus. Die syrische Armee und verbündete Milizen haben trotz der seit Längerem geltenden Waffenruhe einen Angriff nahe Damaskus gestartet, um von Rebellen kontrollierte Wasserquellen der Hauptstadt zurückzuerobern. Die Operation habe am Sonntagfrüh begonnen, hieß es aus Militärkreisen. Die Damaszener Wasserversorgung ist seit der Weihnachtszeit unterbrochen.

Nachdem Gespräche über einen Zugang der Regierung zu den Wasserwerken im Tal Wadi Barada gescheitert waren, habe die Armee eine Offensive gestartet, teilte ein Vertreter der Armee mit. Eine Eliteeinheit sei beauftragt worden, die Quellen und das Pumpwerk einzunehmen. Die von Russland und der Türkei verhandelte Waffenruhe, die vor knapp zehn Tagen in Kraft getreten ist, ist somit weiter brüchig. Zuletzt sind die Kämpfe um die Wasserpumpen zurückgegangen. Eine russische Delegation hat zuvor mit den Rebellen verhandelt.

Neben den Kämpfen erschütterten Anschläge das Land am Wochenende. In der nördlichen Stadt Azaz starben mindestens 48 Menschen bei der Explosion eines Tankers. Oppositionskreise berichteten, das Fahrzeug sei auf einem Markt vor dem Gerichtsgebäude in Azaz explodiert. Das Haus wurde völlig zerstört. Azaz wird von Rebellen kontrolliert und liegt nördlich der Großstadt Aleppo unweit der Türkei. Regimegegner gehen in der Region mit türkischen Truppen gegen die syrische Kurdenmiliz YPG und die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) vor. Zunächst war unklar, wer für die Explosion verantwortlich ist, im Verdacht steht der IS. Am Sonntag starben zudem bei der Explosion einer Autobombe an einem militärischen Kontrollpunkt in Beit Jinn nahe den Golanhöhen acht Menschen.

Regierung will Aleppo wieder aufbauen

Syriens Regierung will das durch die jahrelangen Kämpfe (seit 2012) zerstörte Aleppo wieder aufbauen. Es gehe um grundlegende Infrastruktur wie Wasser- und Stromversorgung, dann um Wohnhäuser, Spitäler und Schulen. Regierungstruppen hatten im Dezember die Kontrolle über die Rebellengebiete Ostaleppos errungen. Einst war Aleppo die größte Stadt Syriens und Zentrum von Handel und Industrie. (ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.01.2017)

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