Prominente Unterstützung für Karlsplatz-Initiative

Das Versicherungsgebäude links der Kirche könnte höher werden.
Das Versicherungsgebäude links der Kirche könnte höher werden.(c) APA/HERBERT PFARRHOFER (HERBERT PFARRHOFER)
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Eine Initiative um Erwin Wurm, Gerald Matt und Friedmund Hueber kritisiert ein „Bedrängen“ der Kirche. Im Bezirk heißt es, die Pläne seien ohnehin noch nicht fix. Auch der Baustart des Wien-Museums dürfte sich verzögern.

Wien. „Der Aufbau würde die Kirche verdrängen. Ich habe nichts gegen zeitgenössische Architektur, aber Pfusch wird durch Pfusch nicht besser“, sagt Kulturmanager und Ex-Kunsthallen-Direktor Gerald Matt. Künstler Erwin Wurm fordert, die historische Substanz der Stadt zu schützen: „Was mich stört ist diese Investitionsarchitektur. Die einen machen viel Geld, die anderen schauen zu, und irgendwann sagen wir, schade um die Stadt.“

„Eine Aufstockung würde zu einer weiteren Bedrängung der Karlskirche führen“, sagte Architekt und Denkmalpfleger Friedmund Hueber am Freitag. Mit diesen dreien erhalten die Gegner der geplanten Aufstockung des Winterthur-Gebäudes der Zurich-Versicherung, das parallel zum Umbau des Wien-Museums erhöht werden soll, prominente Unterstützung. Die Petition der Initiative „Rettet die Karlskirche“ haben mittlerweile 5800 Unterstützer unterzeichnet. Die Initiative kritisiert, dass die Kirche danach nicht mehr optisch freistehen, der Zubau regelrecht an der Kirche kleben würde. Der Abstand betrage nur rund drei Meter, während der Abstand auf der anderen Seite der Karlskirche mehr als das Dreifache betrage. „Die Karlskirche ist das Hauptjuwel, nachdem der Platz benannt ist, und Solitäre stehen allein“, sagte Hueber.

Er fordert, dass das Winterthur-Gebäude von der Kirche abgerückt werde, dann könne er sich einen Aufbau vorstellen. „Wenn schon gebaut wird, ist unsere Forderung, dass das Gebäude um drei Fensterachsen abrückt, sodass die gleiche Breite entsteht, wie sie auf der anderen Seite durch die Argentinierstraße besteht.“

Erwin Wurm sagt, es sei „bezeichnend“, dass das Wien-Museum im Zuge des Umbaus als Solitärbau freigestellt wird (der Übergang zum Versicherungsgebäude soll abgerissen werden), die Kirche aber verbaut wird.

Noch sei allerdings ohnehin nicht in Stein gemeißelt, wie der Bau genau aussehen werde, sagt Wiedens Bezirksvorsteher, Leopold Plasch (SPÖ). Nächste Woche werde das Projekt wieder im Bauausschuss diskutiert (obwohl bei dem Projekt der Bezirk nur ein Anhörungsrecht habe, genehmigen müsse der Gemeinderat). Er sagt, er plant regelmäßige Bürgerversammlungen zum Thema, und auch mit der Zurich Versicherung gebe es eine gute Gesprächsbasis. Er sei für die Aufstockung, sofern das Gebäude von der Kirche abgerückt werde. „Eine Fensterachse Abstand könnte ein Kompromiss sein.“ Außerdem solle die Erdgeschoßzone der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen.

Museum: Heuer kein Baustart

Bis am Karlsplatz gebaut wird, dürfte es ohnehin noch dauern. Der Baubeginn für das Wien-Museum neu wurde zuletzt für 2017 anvisiert, das dürfte nicht halten. „Einen Spatenstich 2017 kann ich mir nicht wirklich vorstellen“, sagt Museumschef Matti Bunzl.

Er rechne damit, das Haupthaus noch länger bespielen zu können und plant etwa für 2018 eine Otto-Wagner-Schau. Im Bezug auf den Erweiterungsbau verweist Bunzl auf den komplexen Prozess, der sich aus der Aufstockung des denkmalgeschützten Haerdtl-Quaders ergibt. Derzeit laufe die Flächenwidmung, gleichzeitig sitzen Architektenteam und Museumsleitung zusammen, um Details zu diskutieren. Er hofft, dass es sobald wie möglich losgehe, ein Datum gebe es aber nicht. (cim)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.01.2017)

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