Schweizer Großbank UBS hofft auf Rückkehr der Millionäre

AFP (FABRICE COFFRINI)
  • Drucken

Kann die UBS im Kerngeschäft Vermögensverwaltung wieder den Vorwärtsgang einlegen? Das ist die zentrale Frage, wenn der Marktführer am Freitag sein Jahresergebnis präsentiert und vielleicht schon einen Blick nach vorne wagt.

Investoren hoffen auf erste Anzeichen für eine Stabilisierung der gewinnträchtigsten Sparte der größten Schweizer Bank, der UBS. Denn seit Anfang 2015 schrumpften die Einnahmen in der Vermögensverwaltung, weil die reiche Kundschaft bei der Geldanlage angesichts rekordtiefer Zinsen und turbulenter Märkte lieber die Füße still hält. Hinzu kommen der Preiskampf in Asien und hohe Kosten für den Aufbau interner Kontrollsysteme, um nicht in neue Schwarzgeld-Affären hineinzuschlittern.

Analysten erwarten deshalb für 2016 einen Gewinnrückgang im Konzern: Im Schnitt tippen sie auf ein Nettoergebnis von 2,8 Milliarden Franken (rund 2,6 Milliarden Euro), wie aus einer Umfrage hervorgeht, die die UBS unter den Branchenkennern selbst erhoben hat. Im Vergleich zum Vorjahr wäre das ein Rückgang um 55 Prozent. 2015 hatte aber noch ein milliardenschwerer Steuereffekt für ein dickes Gewinnplus gesorgt.

Die Konkurrenz lässt Vorstandschef Sergio Ermotti auch mit einem schrumpfenden Ergebnis weit hinter sich: Deutsche Bank und Credit Suisse dürften im abgelaufenen Jahr hohe Verluste geschrieben haben - allein schon wegen der milliardenschweren Vergleiche, die ihnen die US-Behörden wegen Tricksereien auf dem amerikanischen Immobilienmarkt abgerungen haben. Beide Institute legen ihre Bilanzen im Februar vor. Bei der UBS steht eine Einigung mit dem US-Justizministerium in derselben Affäre noch aus.

CASH IST KING

Das maue Vermögensverwaltungsgeschäft setzt der gesamten Branche zu. "Viele Privatkunden sind nach der Finanzkrise zurückhaltender geworden", erklärt Fondsmanager Daniel Häuselmann vom Vermögensverwalter GAM. "Sie halten mehr Cash und machen weniger an den Finanzmärkten. Deswegen leidet das Private-Banking-Geschäft. Die Frage ist, wann kommt das wieder und wie anhaltend ist es dann?" Mit steigenden Zinsen und handelsfreudigeren Kunden könnten sich die Margen stabilisieren. Der Chef der internationalen Vermögensverwaltung, Jürg Zeltner, schürte zuletzt Hoffnung bei den UBS-Anlegern: "Ich bin viel positiver gestimmt als vor einem Jahr", sagte er am Rande des Weltwirtschaftsforums in Davos. Seit dem zweiten Halbjahr 2016 seien die Kunden wieder umtriebiger. Das ist wichtig für die Banken - denn sie verdienen an jeder Transaktion.

Doch selbst damit dürften für die UBS nicht alle Probleme gelöst sein: Die Banken müssen weiterhin hohe Summen in neue Compliance-Systeme investieren, um sicherzustellen, dass das Geld der Kunden korrekt versteuert ist und nicht aus unsauberen Geschäften stammt. Auch die Digitalisierung kostet. Um angesichts dieser Zusatzkosten und sinkender Einnahmen gegenzusteuern, hat die UBS ein Sparprogramm aufgesetzt. Bis Ende 2017 will sie ihre Kosten um 2,1 Milliarden Franken senken - 1,5 Milliarden davon hatte sie bis Ende September 2016 erreicht.

DIE AUFRÄUMARBEITEN LAUFEN NOCH

Ein weiterer Grund für den Gewinnrückgang sind die von Experten erwarteten geringeren Einnahmen in der Investmentbank. Die UBS ist deutlich weniger im boomenden Anleihehandel vertreten, als viele US-Banken wie Goldman Sachs, JP Morgan oder Citigroup. Sie hatten insbesondere im Schlussquartal von der Trump-Rally an den Börsen profitiert.

Die Investoren dürften auch ein Auge auf die noch offenen Rechtsstreitigkeiten haben, für die das Institut zuletzt insgesamt 2,98 Milliarden Franken zurückgestellt hatte. Zu den größten Fällen zählt neben dem US-Hypotheken-Verfahren beim US-Justizministerium ein Rechtsstreit wegen Beihilfe zur Steuerhinterziehung in Frankreich. Nach Einschätzung von Analysten dürfte die UBS im vierten Quartal eine weitere Milliarde für ihre Altlasten zur Seite gelegt haben.

(Angelika Gruber/Reuters)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.