Rekordzahl an zivilen Opfern in Afghanistan

APA/AFP/WAKIL KOHSAR
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11500 Menschen wurden 2016 verletzt oder getötet, berichten die Vereinten Nationen. Und: Ein Drittel der Opfer waren Kinder.

Die Zahl ziviler Opfer bei Kämpfen und Angriffen in Afghanistan hat nach Angaben der UNO im vergangenen Jahr einen neuen Höchststand erreicht. Wie die UNO-Mission in Afghanistan (UNAMA) am Montag mitteilte, gab es 2016 fast 11.500 zivile Tote oder Verletzte, ein Drittel davon waren Kinder.

Die Mission dokumentierte nach eigenen Angaben fast 3500 Todesopfer und mehr als 7900 Verletzte. Das war ein Anstieg von drei Prozent gegenüber 2015.

Kämpfe zwischen Sicherheitskräften und Aufständischen besonders in dicht besiedelten Gebieten seien weiterhin der Hauptgrund für die zivilen Opfer, beklagte die UNO. Unter den Toten und Verletzten waren demnach 3500 Kinder, das war ein Anstieg von 24 Prozent. Sie wurden auch Opfer von zunächst nicht explodierten Sprengsätzen sowie von Luftangriffen der westlichen und afghanischen Streitkräfte.

Die Gewalt betreffe alle 34 Provinzen, und die UNO-Mission habe eine "Rekordzahl an zivilen Opfern" bei Kämpfen am Boden, Selbstmordanschlägen und anderen Angriffen sowie Sprengstoffexplosionen dokumentiert, hieß es. Die Vereinten Nationen geben den jährlichen Bericht zur Zahl der zivilen Opfer in Afghanistan seit acht Jahren heraus. Seitdem wurden in dem Land mehr als 24.800 Menschen getötet und zehntausende weitere verletzt.

Für die große Mehrheit der Todesfälle und Verletzten, nämlich 61 Prozent, machte die UNO regierungsfeindliche Gruppen wie die radikalislamischen Taliban und die Jihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) verantwortlich. Regierungsnahe Kräfte waren demnach für 24 Prozent der Vorfälle verantwortlich.

Die Zahl der in Afghanistan getöteten und verletzten Kinder stieg dem Bericht zufolge dramatisch. 3.512 Kinder seien 2016 dem neu aufgeflammten Krieg zwischen radikalislamischen Taliban und afghanischer Regierung zum Opfer gefallen.

Kämpfe in dicht besiedelten Gebieten

Die UNO machte dafür vor allem die Zunahme von Gefechten in dicht besiedelten Gebieten mit vielen Familien verantwortlich. Erheblich mehr Kinder seien deshalb auch durch explosive Überbleibsel von Kämpfen wie nicht detonierte Munition zu Schaden gekommen (plus 65 Prozent). Außerdem sei die Zahl der Opfer durch die vor allem von Taliban gelegten improvisierten Sprengsätze (IEDs) um vier Prozent gestiegen. Und auch internationale und afghanische Luftschläge hätten mehr als doppelt so viele Kinder getötet oder verletzt wie im Vorjahr (200 Kinder).

(APA/AFP/dpa)

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