US-Ökonom Eichengreen stellt sich hinter den Euro

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Inmitten einer neuen verbalen Angriffswelle auf den Euro stellt sich der US-Ökonom Barry Eichengreen dagegen: Die Gemeinschaftswährung werde überleben.

Wien/Washington. Der Euro steht – mal wieder – unter Beschuss. In Griechenland geht das Gerede über den Ausstieg wieder los. Deutschland und der IWF streiten sich über das Hilfspaket für Athen und einen möglichen Schuldenschnitt. Und die neue US-Regierung von Donald Trump schießt quer. Besonders deutlich äußerte sich Ted Malloch, der wahrscheinliche neue US-Botschafter bei der EU. Der Euro werde zerbrechen, so Malloch. Griechenland werde als Erster aussteigen.

Ganz neu ist die Kritik von der anderen Seite des Atlantiks freilich nicht. US-Ökonomen wie Joseph Stiglitz oder Paul Krugman haben die europäische Gemeinschaftswährung in der Vergangenheit immer wieder heftig kritisiert. Der verstorbene Milton Friedman hat prophezeit, dass der Euro seine erste große Krise nicht überleben werde. Es scheint, als würde das US-Establishment dem Euro keinerlei Chance geben. Seit Langem.

Eine Ausnahme jedoch ist der Währungsexperte und Berkeley-Professor Barry Eichengreen. Er ist der europäischen Währung in der vergangenen Woche in einem Essay für „Bloomberg“ zur Seite gesprungen.

D-Mark würde aufwerten

„Aufmerksame Beobachter werden sehen, dass die Skeptiker den Untergang des Euro schon seit dessen Einführung 1999 herbeireden wollen. Sie liegen seit fast 20 Jahren konsequent falsch“, schreibt Eichengreen. Zwar habe die Währungsunion natürlich Konstruktionsprobleme. So sei die europäische Bankenunion bis heute nicht fertiggestellt. Auch stehe der Europäischen Zentralbank kein EU-Finanzministerium gegenüber. Und es fehle weiterhin eine europäische Einlagensicherung.

Es gäbe aber trotzdem zwei Gründe, warum eine Wette gegen den Euro nach hinten losgehen könnte, so Eichengreen. Erstens: Die Auflösung der Eurozone bzw. ein Euro-Ausstieg seien viel teurer und komplizierter als gemeinhin angenommen werde, so Eichengreen. „Diejenigen, die ein Ende der Eurozone vorhersagen oder sogar vorschlagen, unterschätzen die technischen Schwierigkeiten bei der Wiedereinführung von nationalen Währungen.“

So würden kurzfristige Kapitalverkehrskontrollen keineswegs ausreichen. Auch würde etwa eine neue Drachme massiv abwerten, was einer Kapitalverschiebung vom Süden in den Norden gleichkäme. Das wiederum würde eine etwaige neue D-Mark massiv verteuern, was die deutsche Exportwirtschaft ruinieren könnte. Außerdem sei die EU gerade angesichts der Nato-Aussagen des neuen US-Präsidenten wichtiger denn je für Europa, so Eichengreen. Der Euro werde überleben. (jil)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.02.2017)

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