Eineinhalb Jahre nach dem Flüchtlingsdrama auf der Ostautobahn im Burgenland mit 71 Toten wartet die ungarische Staatsanwaltschaft weiter auf die Ermittlungsakten.
Eineinhalb Jahre nach dem Erstickungstod von 71 Flüchtlingen in einem auf der A4 im Burgenland entdeckten Kühl-Lkw warten die acht mutmaßlichen Schlepper weiter auf ihren Prozess. Die zuständige Staatsanwaltschaft im ungarischen Kecskemet hofft, bis Ende Februar die Ermittlungsakten von der Polizei zu erhalten.
Die Staatsanwaltschaft habe dann 90 Tage Zeit für die Anklageerhebung, wolle sich jedoch bemühen, diese innerhalb kürzester Zeit zu vollziehen. Das erklärte Gabor Schmidt, Sprecher der Staatsanwaltschaft Kecskemet, am Dienstag.
Da es sich bei den Verdächtigen um ausländische Staatsbürger handelt, gebe es einen hohen Zeitaufwand hinsichtlich der Übersetzung aller Dokumente und des Einsatzes von Dolmetschern, sagte Schmidt. Das Nationale Fahndungsbüro hätte im Zusammenhang mit dem Tod der 71 Flüchtlinge ein neues Ermittlungsverfahren zur Aufklärung weiterer Hintergründe eingeleitet.
Drei Verdächtige auf der Flucht
Neben den in U-Haft sitzenden sieben Bulgaren und einem Afghanen, die für das Flüchtlingsdrama verantwortlich gemacht werden, werden drei Mitglieder der Schlepperbande nach wie vor gesucht. Laut Polizei müsste es Hintermänner geben, da Migranten nahezu täglich in den Westen geschmuggelt wurden. Die dadurch generierten Einnahmen der Bande wurden auf mehr als 15,5 Millionen Euro geschätzt - und das Geld ist verschwunden.
Laut dem Portal "Pestisracok.hu" hätten die ungarischen Behörden bei ihrer Fahndung nach den kriminellen Einnahmen lediglich feststellen können, dass der in Ungarn agierende Chef der Verbrecherorganisation das Geld nach Afghanistan schickte. Die Summen seien durch Mittäter als Bargeld transportiert oder per Banküberweisung gesendet worden. Es sei nicht gelungen, den in Afghanistan lebenden "Paten" der Verbrecherorganisation den Prozess zu machen, hatte Zoltan Boross vom Nationalen Fahndungsbüro dem Portal gegenüber betont. Dabei würde die Polizei die meisten kennen, die im Hintergrund des organisierten Menschenschmuggels stehen. Die Chefs der Schlepper könnten einen Teil ihres Vermögens für die Finanzierung von Terrororganisationen einsetzen.
(APA)