Steinhof: Erste Bäume für Wohnungen gefällt

Mit dem Abholzen der Fläche für die geplanten Wohnbauten wurde begonnen. Im östlichen Teil des Otto-Wagner-Areals sollen 160 Wohnungen entstehen.

Mit der Verbauung auf den Wiener Steinhofgründen wird es ernst: Am Dienstagvormittag wurde mit dem Abholzen der Fläche für die geplanten Wohnbauten begonnen. Im östlichen Teil des Otto-Wagner-Areals werden in den nächsten Jahren rund 160 Genossenschaftswohnungen entstehen. Für den ersten Bauabschnitt mit 65 Wohnungen liege die Baubewilligung vor, teilte der Bauträger Gesiba per Aussendung mit.

Baubeginn ist Mitte März, sagte eine Sprecherin zur APA. Die Fertigstellung der Wohnungen ist für 2019 geplant. Laut Gesiba müssen 98 Bäume für die Wohnbauten gerodet werden, wovon 72 Bäume "ihre physiologische Altersgrenze erreicht" hätten, ein Baum sei abgestorben. Im Gegenzug werden laut Gesiba rund 300 Bäume neu gepflanzt - sie werden sowohl auf Flächen des Otto-Wagner-Spitals als auch auf den angrenzenden Steinhofgründen wachsen.

Die Oppositionsparteien im Wiener Rathaus nahmen die startenden Rodungen zum Anlass, erneut scharfe Kritik an der Verbauung zu üben. Sie forderten in Aussendungen einen sofortigen Stopp der Arbeiten. "Nur wenige Tage nach dem erneuerten Heritage Alert des internationalen Denkmalpflegebeirates ICOMOS für das Otto Wagner Spital wurden heute die ersten Bäume auf den Steinhof-Gründen zur Rodung freigegeben. Und das alles natürlich ganz in Rot-Grün-Manier - ohne Gesamtnutzungskonzept", kritisierte ÖVP-Chef Gernot Blümel.

Anton Mahdalik, nicht amtsführender Stadtrat der FPÖ, sprach von einem "rot-grünen Valentinstagsmassaker". Auch die NEOS vermissen einen Gesamtplan: "Die Stadt verbaut ohne Plan und Ziel das Jugendstil-Ensemble am Steinhof und fährt rücksichtslos über die Anliegen der Bürger drüber", so Umweltsprecherin Bettina Emmerling.

Die Debatte um die Zukunft der Steinhof-Gründe zieht sich bereits seit Jahren. Bürgerinitiativen wie "Steinhof erhalten" versuchen - mit zunehmender Unterstützung der Opposition - die Bebauungspläne des Ostteils am Areal zu verhindern. Die Stadt hatte deshalb vor einigen Jahren eine Expertenkommission beauftragt, sie empfahl u.a. die Reduzierung der geplanten Wohnungen. Die Folge war eine deutliche Reduktion des Vorhabens.

Die Hoffnung der Baugegner, die UNESCO würde das gesamte Areal unter den Schutz des Weltkulturerbe stellen, hat sich nicht erfüllt. Lediglich der Beratungs-Beirat ICOMOS hatte Anfang 2016 die Stadtregierung auf Bitte der Bürgerinitiativen aufgefordert, das gesamte Ensemble zu schützen, und hat diesen Appell kürzlich erneuert. Außerdem wurde der "Heritage Alert" - gewissermaßen eine Art offizielle Unterstützung der ICOMOS für besorgte Bürger zum zweiten Mal ausgelöst.

Was abgesehen vom Ostteil des Gebiets, wo die Wohnungen entstehen, mit den Pavillons bzw. dem Areal des Otto-Wagner-Spitals passiert, ist nach wie vor offen. Das Krankenhaus wird in den kommenden Jahren im Zuge der Spitalsreform 2030 schrittweise abgesiedelt. Ein in Auftrag gegebenes umfassendes Nachnutzungskonzept werde derzeit geprüft, sagte ein Sprecher der zuständigen Stadträtin Sandra Frauenberger (SPÖ). Wann es eine endgültige Entscheidung gibt, sei noch offen.

(APA)

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