Erwachsenenfasching

(c) Clemens FABRY
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Bestimmt haben wir uns an dieser Stelle schon einmal – meist recht einseitig, aber doch – über den Fasching unterhalten.

Daher erspare ich mir das übliche „Ich fange mit dem Fasching überhaupt nichts an und mochte ihn schon als Kind nicht“-Gesudere.

Aber ich fange mit dem Fasching wirklich überhaupt nichts an und mochte ihn schon als Kind nicht sehr. Meine Erinnerung an Fasching in Graz ist gleichbedeutend mit In-der-Kälte-Stehen und seltsam kostümierte Erwachsene anschauen. Denn wie alle Grazer waren wir natürlich immer beim großen Faschingsumzug, bei dem Erwachsene auf aufwendig dekorierten Fahrzeugen stehen und Verkleidungen tragen, die man als Kind weder versteht noch interessant findet. Also Politiker-Imitatoren oder Protest-gegen-Politiker-Aktionen und so. Nicht ganz so weltberühmt in Österreich wie die Villacher Variante, aber halt Erwachsenenfasching. Man selbst war zwar auch verkleidet, allerdings blieb ob der kalten Temperaturen das Kostüm stets unter Jacke, Winterstiefeln und Haube verborgen, was für Kinder natürlich eine völlig inakzeptable Katastrophe darstellt.

Das Kind ist hingegen ein großer Faschingsfan, es trägt immer noch gern Kostüme, wenn auch meist nur noch zu Halloween, bei Faschingspartys (heuer gleich vier! Vier!) und wenn Freundinnen zu Besuch sind. Vor drei, vier Jahren war das noch ganz anders, da war das Kind daheim quasi pausenlos kostümiert, um mit diversen Verkleidungen seine permanent stattfindenden Rollenspiele zu unterstreichen. Es war die Zeit, in der ich nie nur als Mutter in der Küche stehen durfte, sondern als Gefangene auf dem Piratenschiff in der Kombüse tätig war. Und für die Piratenprinzessin statt bloß für das dreijährige Mädchen Essen zubereitete. Oh ja, das Leben ist schon einfacher geworden, seit das Kind etwas größer ist. Aber natürlich auch ein bisschen fader, wenn man ständig nur sich selbst und nicht mehr eine Tigerdompteuse, die Dienerin der Königin oder ein Osterei (jawohl, Osterei) darstellen muss. In diesem Sinne: Viel Spaß beim Verkleiden! Und schöne Semesterferien an alle, die sie noch vor sich haben! Lei lei!

E-Mails an:mirjam.marits@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.02.2017)

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