Peugeot will durch Opel-Kauf offenbar Milliarden einsparen

APA/dpa/Arne Dedert
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Der französische Autobauer PSA (Peugeot Citroen) kann sich erstmals seit sechs Jahren wieder eine Dividende leisten. Für die Übernahme von Opel hat der Konzern Milliarden in der Kassa.

Der französische Autobauer PSA Group hält sich zum Verlauf der Opel-Übernahmeverhandlungen bedeckt. "Derzeit kann es keine Gewissheit geben, was das Ergebnis dieser Gespräche angeht", sagte Finanzchef Jean-Baptiste de Chatillon in einer Telefonkonferenz mit Journalisten. Die Nettobarmittel des Herstellers von Peugeot- und Citroen-Fahrzeugen in Höhe von 6,8 Milliarden Euro erlaubten gewinnbringende Investitionen im Interesse der Aktionäre, fügte er hinzu.

Im vergangenen Jahr erzielte PSA einen Nettogewinn von 1,73 Milliarden Euro, fast doppelt so viel wie 2015. Der Umsatz sank dagegen um 1,1 Prozent auf 54 Milliarden Euro. Die operative Ergebnisspanne im Autogeschäft stieg unter anderem dank Preisanhebungen und Kosteneinsparungen auf den Rekordwert von sechs Prozent von fünf Prozent 2015. Das Management hob daher sein Margenziel für den Zeitraum 2016 bis 2018 auf im Schnitt 4,5 Prozent an. Zugleich kündigte es die erste Dividende seit sechs Jahren an.

Mit Opel Milliarden sparen

PSA peilt Insidern zufolge durch die anvisierte Opel-Übernahme Einsparungen von jährlich bis zu zwei Milliarden Euro an. Die Synergien würden sich im Wesentlichen durch Zusammenführungen in den Bereichen Einkauf und Entwicklung ergeben, sagten zwei mit den Plänen vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters am Mittwoch.

Zudem werde angestrebt, dass das vereinte Unternehmen bis 2022 fünf Millionen Fahrzeuge jährlich absetzt. Die Kaufgespräche mit der amerikanischen Opel-Mutter General Motors könnten wahrscheinlich bis Anfang März abgeschlossen werden. Die deutsche Bundesregierung zeigte sich zufrieden mit den PSA-Garantien für Opel.

PSA Peugeot Citroen will Opel vom größten US-Autobauer GM kaufen, der seit Jahren mit seinem Europa-Geschäft in den roten Zahlen steckt. Nach Bekanntwerden der Übernahmeabsichten wurden vor allem in Deutschland und Großbritannien, wo Opel unter der Marke Vauxhall firmiert, Sorgen über den Erhalt der insgesamt 38.000 GM-Arbeitsplätze in Europa laut.

In Deutschland beschäftigt Opel gut 19.000 Menschen und hat neben dem Stammwerk in Rüsselsheim auch Fabriken in Kaiserslautern und Eisenach sowie ein Ersatzteilzentrum in Bochum. Auch in Österreich gibt es ein Werk: 1.600 Mitarbeiter der Opel Wien GmbH produzieren in Wien-Aspern Motoren und Getriebe.

Chancen für alle Seiten

Der französische Wirtschaftsminister Michel Sapin sagte, die geplante Übernahme biete Chancen für alle Seiten, allerdings müsse Rücksicht auf die Arbeitsplatzsorgen genommen werden. Die britische Premierministerin Theresa May sprach nach Angaben des Unternehmens mit Peugeot-Chef Carlos Tavares am Telefon über die Auswirkungen einer Übernahme auf die britischen Werke. Tavares gab gegenüber der deutschen Kanzlerin Angela Merkel schon am Dienstag eine Job- und Standortgarantie ab.

Durch die Zusammenlegung des Einkaufs könnten nach Einschätzung des Analysten Dominic O'Brien vom französischen Finanzinstitut Exane BNP Paribas 1,2 Milliarden Euro eingespart werden, 400 Millionen Euro im Bereich Forschung und Entwicklung und 400 weitere Millionen Euro durch den letztendlichen Abbau von 6000 Stellen. Dieser werde wahrscheinlich eher durch natürliche Fluktuation und Freiwilligkeit als durch Kündigungen erzielt.

Die deutsche Bundesregierung kündigte an, die geplante Übernahme positiv zu begleiten. Das heiße "zum Beispiel, dass wir zufrieden sind, dass PSA diese Festlegungen getroffen hat", sagte Regierungssprecher Steffen Seibert in Berlin und zählte die Standort-, die Investitions-, die Beschäftigungsgarantien durch PSA auf. Zudem begrüße die Regierung die Ankündigung, Opel eigenständig zu lassen.

Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" berichtete im Voraus aus ihrer Donnerstagausgabe, sowohl GM, als auch Opel selbst und der mögliche Käufer PSA wollten das Geschäft noch vor dem Internationalen Autosalon in Genf vollziehen, der am 6. März beginnt. Obwohl die Verhandlungen bis zur letzten Minute dauern würden, gingen die Beteiligten davon aus, dass das Geschäft nicht mehr scheitere. Alle Seiten hätten ein Interesse am Gelingen der Transaktion.

Den "FAZ"-Informationen zufolge soll PSA besonders an dem Opel-Modell Mokka und dem neuen Elektroauto Ampera-e interessiert sein. Beim Kaufpreis gebe es noch offene Fragen. Ungeklärt sei zum Beispiel die Verrechnung von abgewandelten Insignia-Modellen, die Opel derzeit am Stammsitz in Rüsselsheim für die GM-Marke Buick baue.

(Reuters)

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