Erde essen: Ein Snack aus Lehm in der Handtasche

Earth-eating in Africa
Earth-eating in Africa(c) Anna Kerber / dpa / picturedesk.com (Anna Kerber)
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Viele tun es, kaum jemand spricht darüber. Vor allem in Afrika. Daher ist Erde zu essen ein bis heute wissenschaftlich wenig ergründetes Terrain. Wiener Forscher zeigten, dass Erde essen auch suchtartige Dimensionen annehmen kann.

Wenn Sie in Afrika als Frau auf einem Markt Lehmerde kaufen, würde jeder annehmen, dass Sie schwanger sind“, sagt Medizinanthropologin Ruth Kutalek vom Zentrum für Public Health der Med-Uni Wien. Denn es sind dort vorwiegend Frauen, die Lehmstücke essen – sie sollen gegen Schwangerschaftsübelkeit helfen. Als gesichert gelte jedenfalls, dass Lehmerde in der Erde den pH-Wert der Magensäure beeinflussen und gegen Sodbrennen wirken kann, so Kutalek.

Die Sozialwissenschaftlerin kam 1995 erstmals für ihre Forschung nach Afrika. Der Fokus lag damals eigentlich darauf, wie die Menschen Krankheiten wahrnehmen. An Marktständen, zwischen Orangen und Süßkartoffeln, fielen ihr die feilgebotenen Lehmstücke auf. Erst später erklärte ihr ein Kollege, dass auch diese gegessen werden. Sie merkte schließlich: In Afrika weiß jeder über das Erde-Essen Bescheid, Literatur zu den Auswirkungen auf die Gesundheit fehlte aber. Die Kluft zwischen der großen Verbreitung und der mangelnden wissenschaftlichen Beschäftigung damit faszinierte sie. Zwar gebe es in Afrika viel Forschung zu Ernährung, ob die Menschen Erde essen, wird aber kaum gefragt. „Es ist stigmatisiert, die Menschen sprechen nicht darüber. Daher war das lang nicht auf dem Radar der Wissenschaft“, erklärt Kutalek.

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