Ostukraine: Wo 90 Prozent der Kinder traumatisiert sind

Leben in Ruinen. Die Kleinstadt Stanyzja Luhanska nahe der ostukrainischen Kontaktlinie ist zerbombt.
Leben in Ruinen. Die Kleinstadt Stanyzja Luhanska nahe der ostukrainischen Kontaktlinie ist zerbombt.(c) Caritas
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Caritas-Präsident Michael Landau ersucht um Unterstützung für die Opfer des vergessenen Krieges im Donbass. Am brutalsten treffe das humanitäre Drama die Schwachen: die Alten, die Kranken und die Kinder.

Wien. Der Krieg in der Ostukraine ist aus den Schlagzeilen verschwunden, die Not aber ist geblieben. 2000 Kilometer östlich von Wien spiele sich ein „humanitäres Drama“ ab, warnt Caritas-Präsident Michael Landau. Schon die nackten Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: 1,7 Millionen Menschen hat der Konflikt innerhalb der Ukraine entwurzelt, 1,1 Millionen Flüchtlinge haben sich ins benachbarte Ausland abgesetzt, rund 10.000 wurden getötet.

Vor Kurzem hat sich eine Delegation der Caritas, angeführt vom Wiener Generalsekretär Klaus Schwertner, ein Bild von der Lage in der umkämpften Zone entlang der Kontaktlinie gemacht. Am tiefsten trifft das Leid die Alten, die Jungen und die Kranken. 90 Prozent der Kinder in der Pufferzone seien traumatisiert, berichtete Schwertner.

Die österreichische Hilfe kommt an, und sie wird nötiger gebraucht denn je. 80.000 Menschen hat die Caritas mit lokalen Partnern bisher geholfen, ganz praktisch: mit Heizmaterial und Öfen, um die beißende Kälte zu überstehen, mit Medikamenten, mit Fenstern für zerbombte Schulen, mit psychosozialer Betreuung für kriegszerrüttete Kinder in Waisenhäusern, Krisen- und Tageszentren, mit Pflegeprogrammen für die Bettlägrigen.

Ausdrückliche Worte des Dankes findet Caritas-Präsident Landau für Sebastian Kurz. Er schätzt es, dass der Außenminister gleich zu Beginn des österreichischen OSZE-Vorsitzes in die Ostukraine geeilt ist und ein Schlaglicht auf die Notleidenden dieses Kriegs geworfen hat. Die Caritas sei, so Landau, eine der wenigen Organisationen, die Zugang zur Kriegszone habe und helfen könne. Deshalb sei auch der österreichische Beitrag so wichtig. „Das gibt den Menschen eine Überlebensperspektive.“ Landau ersucht um Unterstützung. (red.)

Spenden: www.caritas.at/kinderkampagne

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.03.2017)

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