IS soll in verhinderten Terroranschlag in Essen verwickelt sein

Einkaufszentrum Centro Oberhausen
Einkaufszentrum Centro OberhausenAPA/dpa/Bernd Thissen
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Ein deutscher IS-Kämpfer soll mehreren Personen den Auftrag für den Anschlag auf ein Einkaufszentrum erteilt haben. Er habe die Bauanleitung für eine Bombe mitgeschickt.

Nach einer Terrorwarnung hat die Polizei ein großes Einkaufszentrum in Essen schließen lassen und damit möglicherweise einen Bombenanschlag mehrerer Attentäter der gefürchteten Miliz "Islamischer Staat" (IS) verhindert. Die Hinweise auf das innerstädtische Einkaufszentrum "Limbecker Platz" und die Tatzeit Samstag seien sehr konkret gewesen, sagte ein Polizeisprecher.

In Sicherheitskreisen hieß es, der Auftrag zu dem Anschlag sei aus Syrien gekommen, von einem deutschen IS-Kämpfer. Entsprechende Informationen lagen sowohl der "Bild"-Zeitung und dem WDR als auch der Deutschen Presse-Agentur vor. Die Polizei vernahm zwei Männer aus Oberhausen und durchsuchte ihre Wohnungen. Sie sprach zunächst aber nicht von Tatverdächtigen. Der "Bild"-Zeitung zufolge soll auch der mutmaßliche Drahtzieher aus Oberhausen stammen.

Der Drahtzieher habe aus dem Jihadisten-Gebiet in Syrien per Internet-Messenger versucht, mehrere Personen für einen Angriff auf das Einkaufszentrum zu motivieren, verlautete am Samstagabend aus Sicherheitskreisen. Demnach sah die Anschlagsplanung vermutlich ein Attentat mit einem sogenannten "Hit-Team" vor. Ein Teil der möglichen Attentäter soll sich in Deutschland befunden haben, ein anderer Teil sollte aus dem Ausland anreisen.

Anzahl der möglichen Terroristen unklar

Unklarheit bestand am Samstagabend noch über die Personalien der möglichen Attentäter. Unklar war auch, wie viele Terroristen sich an einem möglichen Anschlag hätten beteiligen sollen. Nach den dpa-Informationen gewann das Bundesamt für Verfassungsschutz den ersten Hinweis auf das Bedrohungsszenario aus eigenen Quellen. Dabei soll es um abgehörte elektronische Kommunikation gehen.

Die mehrgeschoßige Shoppingmeile zählt zu den größten innerstädtischen Einkaufszentren in Deutschland. Die Polizei hatte das Management in der Früh informiert und angeordnet, dass der Komplex mit Geschäften und Parkgarage den ganzen Samstag geschlossen bleibt. Die Entscheidung dazu fiel in der vorangegangenen Nacht, wie Polizeisprecher Christoph Wickhorst berichtete.

Die Polizei hatte die Information nach eigenen Angaben von anderen Behörden erhalten und nahm die Bedrohung sehr ernst. "Wir als Polizei sind die Sicherheitsbehörde, und wir haben uns dazu entschieden, wir machen das Einkaufszentrum zu", sagte Wickhorst.

600.000 Menschen in Einkaufszentrum

Die Polizei war mit einem Großaufgebot im Einsatz, auch aus anderen Teilen Nordrhein-Westfalens. Polizisten in schusssicheren Westen und mit Maschinenpistolen sicherten den umstellten Gebäudekomplex ab. Einsatzkräfte durchsuchten ihn, um auszuschließen, dass sich Beschäftigte oder Reinigungskräfte darin aufhielten.

Nach Angaben des Managements halten sich samstags im Schnitt bis zu 60.000 Menschen in dem Geschäftskomplex auf. Der Warnhinweis bezog sich nur auf das Einkaufszentrum, nicht aber auf umliegende Geschäfte. Außerhalb der Absperrung konnte der Samstagsbetrieb weiterlaufen.

Im benachbarten Oberhausen wurde das Einkaufszentrum Centro von der Polizei besonders gesichert. Die Polizei sprach aber lediglich von einer Stärkung des Sicherheitsgefühls der Bürger: Es deute nichts auf einen dort geplanten Anschlag hin. Das Oberhausener Centro war bereits im Dezember, kurz nach dem Anschlag, besonders bewacht worden. Zwei im Kosovo geborene Brüder wurden festgenommen, später aber wieder freigelassen.

Terroranschlag schon vor knapp einem Jahr

In Essen war vor knapp einem Jahr ein Terroranschlag verübt worden. Im April 2016 hatten in Essen zwei muslimische Jugendliche eine Bombe auf ein Gebetshaus der indischen Religionsgruppe der Sikhs geworfen, während dort eine Hochzeit gefeiert wurde. Drei Menschen wurden verletzt. Anfang Dezember begann der Prozess gegen die damals 16 Jahre alten Täter und einen Komplizen. Laut Anklageschrift betrachteten sie die Sikhs als Ungläubige.

In den vergangenen Monaten waren in Deutschland mehrfach öffentliche Gebäude nach Terrorhinweisen gesperrt worden. So wurde im November 2015 das Fußball-Länderspiel Deutschland-Niederlande in Hannover kurz vor Anpfiff abgesagt. Nach Angaben aus Sicherheitskreisen gab es wenige Tage nach den schweren Anschlägen in Paris konkrete Hinweise auf geplante Bombenanschläge im Stadion und am Bahnhof. Zu Silvester 2015 wurde der Münchner Hauptbahnhof nach einer Terrorwarnung geräumt. Vor zwei Jahren fiel der Karnevalsumzug in Braunschweig wegen akuter Terrorgefahr aus.

(APA/dpa)

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