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Einen recht schönen Tag? Von mir aus, aber bitte mit Dativ!

Durch den Alltag rauscht immer lauter eine Flut an guten Wünschen. Darunter finden sich seltsam manierierte Formen.

Man entkommt den guten Wünschen nicht in dieser Zeit: Wirtinnen und Kassierer, Kellner und Gasableserinnen, Straßenzeitungsverkäufer und Schalterbeamte, Schnorrer und Schaffnerinnen, sie alle wünschen einem nicht nur einen guten Tag, sondern oft auch gleich einen erholsamen Abend, ein schönes Wochenende, angenehme Feiertage et cetera. Es ist eine wahre Segensflut. Und wahrscheinlich weil der einzelne Wünscher in dieser Flut nicht untergehen will, baut er seinen Wunsch aus, etwa zu einem ganzen Satz: „Ich wünsche Ihnen einen recht schönen Tag“, sagt er etwa, und man denkt sich: So viel Trinkgeld hab ich doch gar nicht gegeben! Die neueste Entwicklung ist noch bedenklicher, immer öfter hört man, auch in gut beleumundeten Restaurationen: „Einen schönen Tag noch für Sie.“

Das klingt erstens wirklich blöd, so als weise der Kellner einem nicht nur ein Achtel Weiß oder eine Melange zu, sondern auch einen schönen Tag, ohne Schlag hoffentlich; als serviere er ihn gleich auf den Tisch, womöglich zwischen den Aschenbecher und den fast genauso unnötigen Zuckerstreuer. Und dann fällt eines der beiden Gefäße der Sünde auf die Erde, zerbricht und wir haben die Bescherung. Eine schöne Bescherung. Geht aufs Haus.

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