Wifo und IHS: Gute Prognosen könnten noch übertroffen werden

Wifo-Chef Badelt mit IHS-Chef Kocher
Wifo-Chef Badelt mit IHS-Chef KocherAPA/HELMUT FOHRINGER
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Österreichs Wirtschaftsforschungsinstitute haben heuer gute Prognosen präsentiert. Wifo-Vizechef Marcus Scheiblecker hält sogar ein Wachstum von mehr als zwei Prozent für möglich.

Wifo und IHS glauben, dass ihre guten und stark angehobenen Wachstumsprognosen noch übertroffen werden könnten. Setze sich der Frühindikatoren-Trend fort, könnte das BIP-Plus heuer "ohne weiteres zwei Prozent erreichen", so IHS-Ökonom Helmut Hofer am Freitag, und Wifo-Vizechef Marcus Scheiblecker hält mehr als die 2-Prozent-Prognose seines Instituts für möglich. Das Institut für Höhere Studien hat seine BIP-Prognose für heuer im Vergleich zu Dezember von 1,4 auf 1,7 Prozent nach oben gesetzt, und das Wirtschaftsforschungsinstitut hat seine Erwartung von 1,5 auf 2,0 Prozent angehoben.

Das IHS ist etwa pessimistischer als das Wifo, weil man die Risiken fürs zweite Halbjahr 2017 etwas stärker gewichte, verwies Institutsleiter Martin Kocher auf Frankreich-Wahl, Brexit-Modalitäten, die auch in Österreich immer wieder aufflammende Neuwahldiskussion sowie die US-Entwicklung - denn das alles könnte die Stimmung drücken, so der IHS-Chef: "Im ersten Halbjahr ist und bleibt die Konjunktur gut. Setzt sich das fort, könnten wir auch auf zwei Prozent kommen."

"Die Konjunkturerholung hat sich zu einem Konjunkturaufschwung verstärkt", sagte Wifo-Experte Christian Glocker bei der Prognosepräsentation. Und die konjunkturellen Perspektiven seien gut, denn erstmals seit dem Jahr 2010 gebe es in Asien, den USA und Europa synchron einen Aufschwung. Die österreichische Konjunktur dürfte zunehmend an Eigendynamik gewinnen, so der Experte, und der Aufschwung sollte sich über beide Jahre 2017/18 fortsetzen.

"Die Wachstumsbeschleunigung könnte noch etwas kräftiger ausfallen", meinte Glocker und verwies darauf, dass etwa das überarbeitete Regierungsprogramm (mit seinen Beschäftigungseffekten vor allem 2018), aber auch die Investitionszuwachsprämie und die vorzeitige Afa noch nicht enthalten seien, eventuell dann in der Juni-Prognose.

Vorsicht wegen Brexit und Trump

Warum man die Wachstumserwartung gegenüber der letzten Prognose von Dezember so kräftig angehoben habe, wird der Wifo-Chef gefragt. Badelt: Einerseits sei man am Wifo etwas vorsichtiger als notwendig gewesen, vor allem zu den Themen Brexit und Trump. Und zweitens habe man nicht allen - positiven - Umfragen getraut, die sich jetzt doch als richtig herausgestellt hätten. Und der Beitrag der Regierung zum Aufschwung? Badelt: "Das Regierungshandeln war wirtschaftspolitisch nicht sehr aktiv" - und es gebe doch einen wirtschaftlichen Aufschwung. Und Hofer vom IHS: "Die Regierung kann die Konjunktur per se nicht machen."

Bereinigt fällt Österreichs Wachstum heuer ohnedies noch kräftiger aus als es die unbereinigten Jahreswachstumsraten des BIP, wie sie publiziert werden, nahelegen. Denn bereinigt sollte das BIP heuer - nach +1,4 Prozent im Jahr 2016 - sogar real um 2,2 Prozent im Jahr 2017 und um 1,8 Prozent 2018 wachsen, nimmt das Wifo an. Den nach dieser Rechnung 2,2 Prozent BIP-Plus im heurigen Jahr vom Wifo entsprechen 1,9 Prozent, auf die das IHS laut seinem Leiter Martin Kocher kommt.

Das Wifo erläutert zu seiner Rechnung: Die kräftige Expansion im heurigen Jahr ergebe sich neben einem Überhang von +0,7 Prozentpunkten aus dem Jahr 2016 auch aus der hohen Jahresverlaufsrate. Und die hohe Jahresverlaufsrate 2017 wiederum ergebe sich vor allem aus der kräftigen Dynamik in den ersten zwei Quartalen.

Die unbereinigte Wachstumsrate sei dagegen aufgrund der unterschiedlichen Zahl von Arbeitstagen (Schalttag 2016, geringere Zahl an Arbeitstagen 2017) mit 2,0 Prozent im Jahresdurchschnitt etwas niedriger, so das Wifo.

(APA)

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