Zivilisten als IS-Schutzschilde

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Themenbild: IS(c) REUTERS (Alaa Al-Marjani)
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Der IS verschleppt Einwohner Westmossuls in verminte Häuser. UNO mahnt internationale Koalition zu mehr Vorsicht bei Luftangriffen.

Genf/Mossul. Berichte, dass immer mehr Zivilisten in der Schlacht um Mossul sterben, rufen die Vereinten Nationen auf den Plan. Der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Said Raad al-Hussein, forderte am Dienstag in Genf die Anti-IS-Koalition auf, beim Kampf gegen die Extremisten des sogenannten Islamischen Staates (IS) zivile Opfer möglichst zu vermeiden. Die Bombardierung von IS-Stellungen in dicht besiedelten Gebieten der nordirakischen Stadt Mossul werde schnell zu einer tödlichen Falle für die Zivilisten, sagte Said Raad al-Hussein. Beim Kampf um den Westteil der Stadt seien seit Mitte Februar mindestens 307 Menschen ums Leben gekommen.

Die IS missbrauche Einwohner als lebende Schutzschilde. „Das verletzt die einfachsten Grundnormen des menschlichen Anstands und der Moral“, so Said. Nach UN-Erkenntnissen treibt der IS Zivilisten in Häusern zusammen, die mit Sprengsätzen versehen worden sind. Flüchtende würden von den Jihadisten erschossen.

Die irakische Armee und die US-geführten Alliierten müssten auf dieses Vorgehen des IS reagieren, mahnt der UN-Hochkommissar. Denn die Attacken der irakischen Streitkräfte und der internationalen Koalition forderten immer häufiger zivile Opfer.

Zuletzt gab es Mitte März einen Luftangriff auf ein Haus, in dem mindestens 140 Zivilisten gefangen gehalten wurden. Nach aktuellen UN-Informationen wurden bei dem Bombardements mindestens 61 Menschen getötet. Laut irakischen Angaben galt der Angriff Scharfschützen des IS, die sich in dem Viertel verschanzt hielten.

Irakische Armee rief zum Bleiben auf

Auch eine Untersuchung der Menschenrechtsorganisation Amnesty International berichtet von Hunderten Zivilisten, die in Mossul bei Luftangriffen getötet worden seien. Die irakische Regierung habe die Menschen zuvor aufgefordert, an Ort und Stelle zu bleiben und nicht aus Häusern oder vermeintlich sicheren Orten zu fliehen, wie Überlebende und Augenzeugen der Organisation berichten. In zahlreichen Fällen erzählten Überlebende und Nachbarn, dass sich IS-Kämpfer in oder in der Nähe der zerstörten Häuser befanden.

Seit Monaten läuft eine Offensive zur Rückeroberung der IS-Hochburg Mossul. Derzeit toben heftige Gefechte um die Altstadt in Westmossul. In den Teilen der Stadt, die noch vom IS kontrolliert werden, sollen sich nach wir vor mehrere Hunderttausend Zivilisten befinden. (APA/dpa)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.03.2017)

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