OeNB glaubt an Inflation und Bargeld

OENB - GENERALVERSAMMLUNG/GESCH�FTSBERICHT 2016: NOWOTNY / RAIDL
OENB - GENERALVERSAMMLUNG/GESCH�FTSBERICHT 2016: NOWOTNY / RAIDL(c) APA/HERBERT NEUBAUER
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Die Nationalbank hat im vergangenen Jahr deutlich weniger verdient. Auch der Bund bekommt weniger. Für die Zukunft ist man optimistisch: Inflation und Konjunktur ziehen an.

Wien.Wer Geld selbst druckt, hat keine Sorgen. Sollte man meinen. Die Realität ist aber komplizierter. Auch für die Nationalbank gibt es in den genau 201 Jahren ihres Bestehens solche und solche Jahre. Das vergangene war „herausfordernd“, sagte Nationalbank-Chef Ewald Nowotny am Donnerstag vor Journalisten in Wien.

„Das abgelaufene Geschäftsjahr war von schwachem Wirtschaftswachstum, geringer Inflation, der Ausweitung der geldpolitischen Maßnahmen, dem Niedrigzinsumfeld und erhöhtem Risiko geprägt“, sagte OeNB-Präsident Claus Raidl. Die wichtigsten Punkte aus einem Jahr Notenbankpolitik:

• Der Jahresgewinn sank von 753 Mio. Euro auf 268 Mio. Der Grund: Im Jahr 2015 konnte man fast 500 Mio. Euro Einmalertrag mit der Notenbank-Tochter Münze Österreich erzielen. Die Reform des Scheidemünzengesetzes hatte zur Auflösung einiger Rücklagen geführt und 400 Mio. Euro gebracht, der Verkauf der Casinos-Anteile nochmals 80 Mio. Auf derartige Einmaleffekte musste man 2016 verzichten.

• Deshalb bekommt der Bund auch deutlich weniger überwiesen. Inklusive Steuern werden heuer 230 Mio. Euro ausgeschüttet. 2015 waren es 508 Mio. Euro gewesen.
• Die Bilanzsumme der Notenbank ist 2016 stark angewachsen, von 107 Mrd. Euro auf 122,6 Mrd. Euro. Das lag freilich am weiterhin laufenden Anleihenlaufprogramm der EZB, das durch die nationalen Notenbanken durchgeführt wird. Heißt in der Praxis: Die Nationalbank kauft mit frisch gedrucktem Geld Staatsanleihen (auch österreichische) und nimmt diese in ihre Bilanz. Diese Ausweitung der Notenbankbilanzen findet im ganzen Euroraum statt und soll die Ankurbelung der Inflation sowie die Senkung der Zinsniveaus für Staatsanleihen bewirken. „Die makroökonomische Zielsetzung wurde erreicht“, sagte Nowotny. Für Österreich, das auch innerhalb der Eurozone als sicherer Hafen gilt, habe dies die Zinskosten um mehr als 50 Mrd. Euro gesenkt. „Das entlastet auch die Steuerzahler.“


• Zweiter Nebeneffekt: Weil die Sparer von den niedrigen Zinsen und den negativen Realzinsen (nach Abzug der Inflation) eher weniger haben, wandert mehr Geld in den Konsum. Dazu kommt die Steuerreform Anfang 2016. Unterm Strich sei ein „deutlicher Aufschwung“ zu beobachten, der auf einer „lebhaften Binnenkonjunktur“ basiere, so die OeNB-Vertreter. „Die Steuerreform ist rückblickend gesagt genau im richtigen Moment gekommen“, so Nowotny.


• Auch die Inflation ist wieder da. Da sei im vergangenen Jahr sogar eine „bemerkenswerte Änderung erfolgt“, so der OeNB-Chef. Heuer sei mit einer weiteren Normalisierung der Inflationsentwicklung zu rechnen. Aber bis inklusive 2018 sei für den Euroraum nicht davon auszugehen, dass man das EZB-Ziel von „nah bei, aber unter zwei Prozent“ erreichen werde. „Von einer überbordenden Inflation kann keine Rede sein.“


• Die Rückholung der Goldreserven liegt im Plan. Bis 2020 will man 50 Prozent der insgesamt 280 Tonnen im Land haben. Beim derzeitigen Tempo dürfte dieses Ziel aber schon rascher erreicht sein. Deutschland hat die Rückholung der eigenen Reserven bereits abgeschlossen.


• Und am Bargeld wolle man festhalten, so OeNB-Direktor Kurt Pribil: „Ich bin mir ganz sicher, dass wir Bargeld noch in 50 Jahren haben. Man kann das nicht so leicht abschaffen.“ In Europa steigt der Bargeldumlauf um vier bis sechs Prozent pro Jahr. „Die Österreicher sind sehr bargeldaffin und können das aus unserer Sicht bleiben.“ (jil)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.03.2017)

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