Mit Hochdruck zu Erträgen: Die Welt der 3-D-Drucker

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Immer mehr Industriezweige lassen Teile in einem 3-D-Drucker herstellen. Die Branche ist jung, die Unternehmen aber interessant.

Wien. Auch wenn die Welt des dreidimensionalen Druckens – kurz 3-D-Drucks – noch den Anschein einer kleinen Nischentechnologie hat, hält sie längst Einzug in die Industrie. Das lässt sich allein an dem jüngsten Vorhaben des französischen Autokonzerns Renault erkennen. Anhand der 3-D-Technologie möchte Renault einen Prototyp für Lkw-Motoren drucken lassen. Ähnliche Pläne hegt US-Konkurrent Ford, der möchte im Forschungs- und Innovationszentrum im US-Bundesstaat Michigan die 3-D-Druck-Technik für große Teile anwenden. Dabei werden Teile aus Kunststoff gedruckt, sie sollen die teuren und schweren Gusseisenteile ablösen.

Zum Einsatz kommt bei Ford der „Infinite Build“-3-D-Drucker von Stratasys. Der Konzern mit Sitz in Israel ist breit aufgestellt, selbst Zahnprothesen oder Sportartikel wie Fahrradhelme können gedruckt werden. Immerhin konnte Stratasys den Verlust im Vorjahr auf rund 77 Millionen Dollar gegenüber dem Vorjahreswert senken. 2015 lag er noch bei gut 1,4 Milliarden Dollar.

Ähnlich breit aufgestellt ist Mitwerber 3D Systems. Allerdings vermeldete das Unternehmen für 2016 einen Umsatzrückgang von fünf Prozent gegenüber dem Vorjahreswert auf 633 Millionen Dollar und einen Verlust von 35 Dollar-Cent pro Aktie.

Doch Anfangsverluste gibt es in jeder jungen Industrie. Das ändert nichts am wachsenden Interesse für die Produkte, freilich eine wichtige Basis für weiteres Wachstum. Laut der Studie des US-Analysehauses Marketsandmarkets vom Herbst 2016 könnte der Umsatz mit dem 3-D-Druck bis zum Jahr 2022 auf über 30 Milliarden Dollar steigen. Das wären jährliche Wachstumsraten von rund 30 Prozent.

Übernahmeappetit wächst

Ein gutes Indiz für das steigende Interesse ist der aufkeimende Übernahmeappetit durch große Konzerne. Allein im vergangenen Herbst hat etwa der US-Mischkonzern GE die schwedische Arcam AB übernommen, sowie den deutschen 3-D-Druck-Anlagenbauer Concept Laser, nachdem dieser kurz zuvor noch beim Konkurrenten SLM Solutions abgeblitzt war. SLM druckt homogene Metallteile, sie werden vor allem in der Auto- und Luftfahrtindustrie eingesetzt.

Dennoch sollten Anleger, die das Einzeltitelrisiko verringern wollen, breit in der Branche investieren. Das verdeutlichte etwa die heftige Korrektur vor etwas mehr als einem Jahr. Immerhin gibt es zwei Indizes (siehe auch die Tabelle für entsprechende Zertifikate), die sich aus den Branchenaktien zusammensetzen. Der Stoxx Global 3D Printing Tradable Index umfasst 30 Titel. Gut 40 Prozent davon sind Gesellschaften, deren Umsätze zur Gänze aus dem Geschäft mit dem 3-D-Druck stammen. Zu den Top zehn Werten zählen die britische Renishaw, SLM Solutions, aber auch Integer Holdings. Renishaw ist nebst dem 3-D-Metalldruck in der Messtechnik tätig. Integer Holdings entwickelt vor allem medizintechnische Geräte.

Zudem gibt es den weit enger gefassten Solactive 3D Printing Index, der sich aus zehn Titeln zusammensetzt. Die belgische Materialise hat darin die größte Gewichtung. Die 3-D-Druck-Firma stellt obendrein die entsprechende Software her. Organovo Holdings forscht wiederum am Druck von Organen, und zwar mit Hilfe körpereigener Zellen, um so das Gewebe herzustellen. Anleger, die in entsprechende Zertifikate investieren wollen, sollten aber nebst dem allgemeinen Aktienrisiko auch jenes der einzelnen Unternehmen beachten, sowie den Einfluss von Währungsschwankungen. Schließlich sind auch Titel aus den USA und England enthalten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.04.2017)

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