Hochzinsanleihen sind längst kein "Ramsch" mehr

Auch Slots – Ankunfts- und Abflugzeiten – können dem Anleihegläubiger zur Besicherung dienen.
Auch Slots – Ankunfts- und Abflugzeiten – können dem Anleihegläubiger zur Besicherung dienen.(c) REUTERS (GARY HERSHORN)
  • Drucken

Bei besicherten Anleihen erhält man im Konkursfall des Emittenten etwas mehr.

Wien. Für Anleiheinvestoren bleibt die Suche nach Rendite eine Herausforderung. Nutznießer dieser Umstände bleiben laut David Ennett, Leiter des Hochzinsanleihen-Teams bei Kames Capital, Hochzinsanleihen und damit Papiere geringerer Qualität – sprich von Emittenten mit einem Rating schlechter als BBB.

Zunehmend in den Fokus der Investoren sind in den vergangenen Jahren sogenannte Secured High Yield Bonds bzw. besicherte Hochzinsanleihen geraten. Diese unterscheiden sich von herkömmlichen Unternehmensanleihen dadurch, dass sie mit zusätzlichen Vermögenswerten der Schuldner besichert sind. Wie Jan Sobotta, Österreich-Verantwortlicher bei Swisscanto Invest, erklärt, variieren diese je nach Emittent.

So könnten dem Anleiheinvestor bei einer Fluglinie etwa Slots, also Ankunfts- und Abflugzeiten, gehören. „Sicherheiten können aber auch Fähren, Immobilien oder Lagerbestände darstellen“, so Sobotta.

Dass die Sicherheiten bei einer Emission für die Anleger leicht zu „greifen“ sind, stellt aber eher eine Ausnahme dar. „In der Regel ist die konkrete Ausgestaltung komplexer“, sagt Klaus Oster, Manager von Deutsche Invest Senior Secured High Yield Corporates. Oft würden als Sicherheit Beteiligungen an anderen Gesellschaften eingebracht, was es schwieriger mache, deren Wert zu ermitteln.

„Besicherte Hochzinsanleihen sind im Zuge der Finanzkrise populär geworden, als Banken ihre Bilanzen entlasten mussten und weniger Kredite vergeben konnten“, sagt Oster. Die Folge: Die Banken empfahlen Unternehmen, sich über den Kapitalmarkt zu finanzieren. Das eröffnete High-Yield-Investoren neue, attraktive Anlagemöglichkeiten, hält man bei Swisscanto Invest fest.

Heute zeichnen besicherte Hochzinsanleihen mit 500 Mrd. Dollar für ein Drittel des gesamten High-Yield-Markts verantwortlich. Die verstärkte Investorennachfrage spürt man auch bei der Schweizer Kapitalanlagegesellschaft: Der 2014 aufgelegte Swisscanto (LU) Bond Fund Secured High Yield hat 2016 die 100-Mio.-Euro-Grenze erreicht.

Die Besicherung mit Vermögenswerten kommt im Falle eines Konkurses zur Geltung. Da es sich um Bonds im ersten Rang handelt, werden die Gläubiger noch vor Anlegern bedient, die erstrangige Forderungen ohne Besicherung (Senior Unsecured Bonds) halten. Noch schlechter dran ist man in diesem Zusammenhang mit nachrangigen Forderungen, Hybridkapital sowie Aktienkapital.

„Die Rückzahlungsquote bei Ausfällen ist bei besicherten Hochzinsanleihen mit 55 Prozent besser als jene bei nicht besicherten Bonds mit etwa 33 Prozent“, erklärt Sobotta. Die mit besicherten Hochzinsanleihen verbundene höhere Sicherheit hat allerdings ihren Preis: Laut Oster müssen die Anleger mit einer geringeren Rendite rechnen.

Doch sind die von Sobotta ins Spiel gebrachten Performanceaussichten nicht die schlechtesten: Mit einer jährlichen Rendite von 7,5 Prozent könnten es besicherte Hochzinsanleihen durchaus mit dem MSCI-World-Aktienindex aufnehmen. Doch sei die Volatilität um die Hälfte geringer.

Merklicher Qualitätsanstieg

Sobotta macht in der jüngeren Vergangenheit bei High-Yield-Emittenten einen merklichen Qualitätsanstieg aus. Wurden Anleihen von Schuldnern mit geringer Bonität früher immer wieder abwertend als „Junk“ oder „Ramsch“ bezeichnet, so würden sich in diesem Segment heute durchaus namhafte, international agierende Unternehmen finden. Seit 2010 sei die durchschnittliche Ausfallsrate von vier Prozent kein einziges Mal überschritten worden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.04.2017)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.