„Ich lasse mir nichts vorschreiben“

Dominic Thiem am Ball.
Dominic Thiem am Ball.(c) imago/Fotoarena (imago sportfotodienst)
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Trainer Günter Bresnik verteidigt den Verzicht von Dominic Thiem im Daviscup.

Wien. Während Dominic Thiem in den vergangenen zwei Wochen in der Südstadt eine intensive Vorbereitung auf die anstehende Sandplatzsaison vorgenommen hat, leckt Österreichs Tennisverband immer noch die Wunden der empfindlichen Daviscup-Niederlage in Weißrussland. Nach der Enttäuschung in der Europa-Afrika-Zone (1:3) spielt das ÖTV-Team im September anstatt um die Rückkehr in die Weltgruppe der 16 besten Nationen gegen einen weiteren Abstieg. Nicht wenige beklagten in Minsk das Fehlen von Thiem, Kapitän Stefan Koubek und Verbandspräsident Robert Groß reagierten mit Unverständnis auf das Fernbleiben der heimischen Nummer eins.

Günter Bresnik, er trainiert und managt Thiem seit Jugendtagen, berührt die Debatte „überhaupt nicht.“ Der 55-Jährige ist weder ein Fan des Daviscups noch von nationalen Verpflichtungen. „Ich möchte mich nicht dem Zwang aussetzen, dass jemand etwas tun muss, obwohl es für ihn nicht gut ist. Als mündige Erwachsene lassen sich weder Dominic noch ich etwas vorschreiben.“ Über den Vorwurf Koubeks, Bresnik treffe Entscheidungen über Thiems Kopf hinweg, kann der Wiener gegenüber der „Presse“ nur lächeln. „Dominic ist 23 Jahre alt. Ich bespreche sehr wohl mit ihm, was er möchte und was nicht.“ Ein Nichtantreten in Minsk hatte sich laut Bresnik früh abgezeichnet, es soll auch so kommuniziert worden sein.

„Für Dominic wäre der Daviscup ein Thema gewesen, wenn wir zuhause auf Sand gespielt hätten. Aber ich spiele doch nicht eine Woche auf Hartplatz, wenn ich dadurch die wichtigste Zeit der Sandplatzvorbereitung verliere.“ Womöglich wäre die Entscheidung anders ausgefallen, wäre die sportliche Wertigkeit des Länderkampfes eine höhere gewesen. „Ob es ein Weltgruppenspiel oder ein Match in der Euro-Afrika-Zone ist, macht natürlich einen Unterschied.“
Allerdings, und darauf verweist Bresnik regelmäßig, habe der Daviscup ein Imageproblem. Ungünstige Termine, keine Weltranglistenpunkte – die Rahmenbedingungen tragen nicht zur Attraktivität des Teambewerbs bei. So hatte etwa der Weltranglistenerste Andy Murray auf eine Teilnahme im Weltgruppenviertelfinale in Frankreich verzichtet, um sich stattdessen in Monte Carlo (ab Sonntag) bestmöglich auf das erste Saisonhighlight auf roter Asche vorzubereiten. „Der (Murray, Anm.) trainiert dort seit zwei Wochen wie ein Ochse, wie es ein intelligenter Mensch halt macht.“

Heimspiel wohl mit Thiem

Wenngleich der Daviscup für das Team Thiem keinerlei Priorität genießt, scheint ein Antreten im Heimspiel gegen Rumänien (15. bis 17. September) „sehr wahrscheinlich“, wie Bresnik sagt. Nach der doch überraschenden Niederlage gegen Weißrussland („ich glaube jeder ist davon ausgegangen, dass wir gewinnen“) wolle man den Worst Case nun verhindern.

Der ÖTV möchte auf Sand spielen, der Schauplatz muss dem Internationalen Tennisverband ITF bis 19. April bekannt gegeben werden. Bresnik: „Natürlich würde Dominic lieber auf Hartplatz spielen, weil er es in den Wochen davor und danach tut. Aber er wird dennoch sehr wahrscheinlich spielen, obwohl sich Groß und Koubek nicht sonderlich schlau zum Fernbleiben von Dominic in Weißrussland geäußert haben.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.04.2017)

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