Olaf Kraemer: Freiheit für die fiktive Romy

(c) Blumenbar Verlag
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Der ORF zeigt am Mittwoch den neuen Romy-Film. Zeitgleich darf der deutsche Autor Olaf Kraemer seine fiktive Geschichte um Schneiders letzte Nacht wieder unzensiert verkaufen.

Romy Schneider ist 27 Jahre nach ihrem Tod wieder en vogue, wie es scheint. Der ORF strahlt am Mittwoch das lang angekündigte Romy-Schneider-Biopic mit dem sinnig-zwingenden Titel „Romy“ mit Jessica Schwarz aus.

Wie der Zufall es will, wird pünktlich zum Filmstart am 11. November eine andere Romy-Schneider-Geschichte wieder unzensiert verkäuflich sein. Kein Film, sondern der Roman des deutschen Autors Olaf Kraemer, der in „Ende einer Nacht“ den Abend vor Schneiders Tod (fiktiv) nachstellt. Mitten in der Nacht des 29. Mai 1982 verlässt Romy das Haus, weil sie nicht schlafen kann, streift durch Paris und sinniert über ihre Männer, ihre Rollen und das Verhältnis zu ihrer Mutter Magda Schneider. Der dritte Ehemann von Romys Mutter, Horst Fehlhaber, hat kurz nach Erscheinen des Buches im Herbst 2008 eine Unterlassungsklage eingebracht und gefordert, dass jene Textpassagen, in denen Magda Schneider in die Nähe Adolf Hitlers und der Nationalsozialisten gerückt werde („Das Mammerli war ein Nazischatz“), aus dem Buch gestrichen würden. Das Landesgericht Frankfurt entschied, dass sieben Passagen vor der Auslieferung geschwärzt würden. Verlag und Autor legten Rechtsmittel ein.

Mitte Oktober entschied das Oberlandesgericht Frankfurt, dass der Roman wieder weitgehend unverändert (bis auf einen Satz) erscheinen darf. Ob mit oder ohne die inkriminierten Sätze: Der fiktive innere Monolog lässt einen jedenfalls mehr über diese Frau erfahren als der aufwendig gestaltete Fernsehfilm. awa

Olaf Kraemer: „Ende einer Nacht“, Blumenbar, 186 Seiten, 18,40 Euro.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.11.2009)

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