Venezuelas Präsident Maduro erhöhte den Mindestlohn, doch am 1. Mai gab es wieder Proteste.
Caracas. Venezuela, einst als sozialistischer Vorzeigestaat gepriesen, versinkt im Chaos. Bei den gestrigen Mai-Kundgebungen kam es wieder zu heftigen Protesten gegen die Regierung und Staatschef Nicolás Maduro. Damit hat Maduro natürlich gerechnet. Um den Zorn in der Bevölkerung auf Misswirtschaft und Not etwas zu besänftigen, verkündete er am Sonntag, den Mindestlohn um 60 Prozent erhöhen zu wollen.
Es ist ein Tropfen auf den heißen Stein. Denn in keinem anderen Land auf der Welt gibt es so eine hohe Inflation. Laut Berechnungen des Internationalen Währungsfonds dürfte die Inflation heuer bei 720 Prozent liegen. Und dementsprechend wenig können die Menschen mit den 65.000 Bolivar anfangen, die nun als Mindestlohn gelten. Offiziell sind es 82 Euro. Aber auf dem Schwarzmarkt gibt es dafür nur etwas mehr als 13 Euro.
Und selbst mit mehr Geld ist den Menschen in dem an Rohstoffen reichen Land nicht geholfen. Es gibt nämlich so gut wie nichts mehr zu kaufen. Wegen der Versorgungsnot kommt es in Venezuela immer wieder zu Plünderungen.
Die Opposition macht Maduro für die schwere Wirtschaftskrise verantwortlich, die durch den starken Ölpreisrückgang seit 2014 verschärft wurde. Die Opposition fordert vorgezogene Parlamentswahlen und eine Volksabstimmung über eine Absetzung des sozialistischen Staatschefs, dessen Mandat regulär im Jänner 2019 endet. Bei Demonstrationen der Regierungsgegner gab es im April immer wieder Zusammenstöße mit Sicherheitskräften und Anhängern des Staatschefs. Dabei wurden 28 Menschen getötet und mehr als 400 weitere verletzt.
Zuletzt hat Papst Franziskus angeboten, zwischen Regierung und Opposition zu vermitteln. dies wurde aber vom Oppositionsbündnis MUD abgelehnt. Ohne Garantien und „sehr klare Bedingungen“ sei ein Dialog mit der sozialistischen Regierung sinnlos, hieß es. (ag.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.05.2017)