Champions League: Ronaldos Tore garantieren Reals Erfolg

Cristiano Ronaldo hat sich für das Halbfinal-Duell mit Stadtrivalen Atlético mit Kopfbällen eingestimmt.
Cristiano Ronaldo hat sich für das Halbfinal-Duell mit Stadtrivalen Atlético mit Kopfbällen eingestimmt.(c) APA/AFP/PIERRE-PHILIPPE MARCOU
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Im Madrider Stadtderby wird ein Finalist der Königsklasse ermittelt, Ronaldos Rekord als bester Torschütze Europas und ein mediales Transfer-Theater spalten Real und Atlético.

Madrid. Für gewöhnlich blicken Fußballtrainer vor großen Spielen zumeist voraus. Doch im Hinblick auf das heutige Halbfinal-Duell in der Champions League haben sowohl Reals Zinédine Zidane als auch Atléticos Diego Simeone eher die Konzentration in die hinteren Reihen ihrer Kader verlegt. Abwehrnöte bestimmen das „Derbi madrileño“, das bereits 2014 und 2016 als Endspiel der Königsliga zu bewundern war, 2015 das Viertelfinale mit Spannung schmückte und in dieser Saison einen Finalisten ermitteln wird.

Den „Los Rojiblancos“, sie sind zehnfacher spanischer Meister, werden heute im Bernabéu nur vier Abwehrleute zur Verfügung stehen. Nach Juanfran und Vrsaljko verletzte sich beim 5:0-Ligakantersieg bei Las Palmas auch Giménez, der Uruguayer wird sogar im Rückspiel fehlen.

Beim „Weißen Ballett“, es ist 32-facher spanischer Champion und Titelverteidiger in der Champions League, sei die Abwehr hingegen auch ohne Lazarett ein „Sieb“, titelte „Mundo Deportivo“. Real hat in 51 Pflichtbegegnungen in dieser Saison 65 Treffer kassiert. In nur neun Begegnungen blieb man ohne Gegentor, in der Champions League traf der Gegner in jedem Spiel.

Arbeiter, kein Ballett

In der Primera División stellt Arbeiter-Verein Atlético mit 25 kassierten Toren in 35 Spielen die beste Hintermannschaft. Im Europacup musste man in zehn Spielen fünf Mal den Ball aus dem Netz holen. Dass gegen Real dreimal Endstation war, stößt Simeone – er soll laut „Marca“ ein Angebot von Inter Mailand „dankend abgelehnt“ haben – übel auf. Der Heißsporn, 46, wolle sich unbedingt verwirklichen – sein Klub hat diese Eliteliga noch nie gewonnen, der letzte Titel gelang 2012 mit dem Gewinn der Europa League.

Dass es bislang keinem Klub gelungen ist, den CL-Titel zu verteidigen – letztmals gelang das im Cup der Landesmeister AC Milan 1990 in Wien (1:0 gegen Benfica Lissabon, Torschütze Rijkaard) –, ist für für den kleineren Madrider Klub nur ein schwacher Trost.

Real trifft seit 58 Pflichtspielen in Serie. Der Rekord, den die Bayern zwischen 2013 und April 2014 mit 61 Tor-Spielen in Folge aufstellten, wackelt. Cristiano Ronaldo, der die Bayern mit fünf Toren quasi im Alleingang aus dem Bewerb geschossen hat, ist wieder in Topform. 20 Treffer in der Meisterschaft, sieben in der Königsklasse – kaum verwunderlich, dass Zidane das Gros aller Angriffe über den Portugiesen spielen lässt.

Mourinho am Zug

Es ist aber nicht nur dieses Spiel, das derzeit in Madrid Aufmerksamkeit erweckt. Mehrere Transfers werden plakativ in Medien gehandelt, „El País“ legte nun mit Ablöserekord für einen Tormann vor. Real mache im Werben um David De Gea von Manchester United ernst. Der 26-Jährige sollte schon im Sommer 2015 kommen, es scheiterte aber noch in letzter Minute an „Papierkram“ – die millionenschweren Verträge wurden erst nach Ablauf der Transferfrist übermittelt.

Jetzt sei man sich mit Ex-Trainer José Mourinho einig mit 70 Mio. € Ablöse, spekuliert das Blatt. Damit wäre de Gea teurer als Rekordhalter Gianluigi Buffon, der 2001 für 53 Mio. € von Parma zu Juventus (am Mittwoch im zweiten Halbfinale gegen AS Monaco) gelotst worden war. „Marca“ wiederum meint, dass ein Tausch ansteht: De Gea kommt, dafür gehen Morata und Varane zu United. Auch „Los Rojiblancos“ spielen im Transfertheater mit: Atlético soll Stürmer Griezmann für 100 Mio. € Ablöse an Mourinho verlieren . . .

Auch in einem weiteren Punkt gibt es Diskussionsstoff. Beim 2:1 gegen Valencia schoss Ronaldo das 1:0, es war sein 367. Meisterschaftstor – damit ist er eigentlich Europas bester Scorer der Historie. Dennoch, den Rekord in einer der Top-5-Ligen Europas – Spanien, Deutschland, England, Frankreich, Italien – hält seit 1971 der Engländer Jimmy Greaves (Tottenham, West Ham; 366). Wenn man es genau nimmt, zählen da die drei Ronaldo-Tore für Sporting Lissabon nicht, die Statistik ist den Briten heilig. Es sind sich aber alle einig, man blickt geschlossen voraus – diese drei Tore werden fallen. (fin)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.05.2017)

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