Kunstwerte

Aufwertung

Noch immer sind Künstlerinnen auf dem Markt benachteiligt. Doch eine aktuelle Studie zeigt, dass Bewegung in das Thema kommt.

Frauen sind in der Kunstszene einflussreich wie nie. Künstlerinnen wie die Performerin Marina Abramović, die Malerin Marlene Dumas oder die Fotografin Cindy Sherman gehören zu den Superstars in Museen wie in Sammlungen. Es gibt viele einflussreiche Galeristinnen, selbst in den Chefetagen der Museen halten immer mehr Frauen Einzug. Aber auf dem Kunstmarkt dominieren nach wie vor die Männer das ganz große Spiel. Der Markt spiegelt wahrscheinlich die Wirtschaft wider, in der ebenfalls Männer nach wie vor eine viel größere Rolle spielen.

Erfreulicherweise belegt eine aktuelle Marktstudie der Kunstpreisdatenbank Artprice, dass zuletzt etwas Bewegung in das Thema gekommen ist. Allerdings nicht im obersten Preissegment. Denn bisher haben es nur Louise Bourgeois mit ihrer berühmten Spinnen-Skulptur (25 Millionen Dollar) und Georgia O'Keeffe mit ihrem Bild „Jimson Weed/White Flower No. 1“ (44,4 Millionen Dollar) geschafft, die Marke von zehn Millionen Dollar zu durchbrechen. Verglichen mit den männlichen Kollegen, die längst die 100 Millionen Dollar übersprungen haben, ist das immer noch bescheiden. Dünne Millionenliga. Neben Bourgeois und O'Keeffe spielen Yayoi Kusama, Niki de Saint Phalle, Cindy Sherman, Tracey Emin, Nan Goldin, Marlene Dumas und Bridget Riley in der Millionenliga mit. Doch laut Artprice habe es zuletzt auch für weniger berühmte Namen eine neue Bewertung gegeben. So hat beispielsweise Jacqueline Humphries nach ihrer Ausstellung im New Yorker Whitney Museum ihr Preisniveau von 20.000 Dollar auf 100.000 Dollar verbessert. Ein großer Preissprung gelang auch Kollegin Elaine Sturtevant, deren Arbeit „Warhol's Marilyn Monroe“ bei einer Auktion von Artcurial die Schätzung von 150.000 Dollar auf 412.000 Dollar mehr als verdoppelte.

Laut Artprice erwache auf dem Kunstmarkt zudem ein Interesse für Künstlerinnen des späten 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts. Das hängt wohl damit zusammen, dass Topqualität männlicher Impressionisten, Expressionisten und Surrealisten immer seltener und extrem teuer geworden ist. Als Beispiele einer Neubewertung nennt Artprice Frida Kahlo, deren Arbeit „Dos desnudos en el bosque“ 2016 mit einem Zuschlag von sieben Millionen Dollar einen neuen Rekord markiert hat. Bei den Impressionisten ist Berthe Morisot die teuerste Künstlerin. Ihr Auktionsrekord liegt bei 9,7 Millionen Dollar für „Après le déjeuner“. Claude Monet und Pierre-Auguste Renoir halten hingegen Rekordpreise jenseits von 70 Millionen Dollar.

kunstwerte@diepresse.com

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("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.05.2017)

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