Vanessa Sahinović wartet seit dem Busunglück bei den European Games 2015 nicht nur auf das versprochene Geld aus Baku, sondern in Österreich auch noch auf eine Invalidenrente.
Vanessa Sahinović, 17, ist der lebende Beweis dafür, wie viel Versprechen in der Welt des Sports oder Zusagen von Politikern wert sind: Nichts. Seit dem 11. Juni 2015 und dem Unfall bei den European Games in Baku, als ein Busfahrer in die Delegation von ÖOC-Sportlern gerast war und die Synchronschwimmerin Vanessa Sahinović so schwer verletzt hatte, dass sie seitdem vom Nabel abwärts gelähmt ist, ist auch nichts mehr in ihrem Leben so, wie sie es zuvor gekannt hatte.
600.000 Euro sind bereits aus der ÖOC-Versicherung geflossen, dazu 100.000 Euro aus einem Hilfsfonds der Heller-Stiftung. Zig Spendenaktionen – auf Privatinitiative – brachten wichtiges Geld, doch die Sorgen der Familie lösten sie nicht. Sie verließ sich auch auf die Aussage von Azad Rahimov, dem damaligen Sportminister Aserbaidschans, der 1,8 Millionen Euro ausgelobt hatte. Der Politiker trat ab, Nachfolger wussten von dem Geldversprechen natürlich – nichts. ÖOC-Vertretern wie Karl Stoss oder Peter Mennel, die Zeugen des Zugeständnisses waren, sind nun wie auch dem Rechtsanwalt der Familie, Nikolaus Rosenauer, die Hände gebunden. Warum wurde 2015 nicht, an Ort und Stelle, ein Schriftstück aufgesetzt?
Der damalige EOC-Präsident, Patrick Hickey, hat längst andere Sorgen. Der Ire war während Olympia 2016 in Rio wegen illegalen Tickethandels verhaftet worden. Sein Nachfolger, der Slowene Janez Kocijancić, soll nächste Woche in Baku vorsprechen. Man hat diese Agenda schlichtweg vergessen.
Auch in Österreich neigt man zur Verdrängung, nach Medienberichten kam jetzt wieder Bewegung in dieses Spiel. Der kindliche Wunsch, Milliardenkonzerne wie das IOC könnten Geld geben, einfach einmal ihr Herz zeigen, ist leider naiv. Ebenso falsch ist es, die Ausgaben Bakus für das Event, elf Milliarden Euro, mit Sahinović' Schicksal aufwiegen zu wollen. Oder Konzerte, Formel 1, den Ölreichtum, es bringt – nichts.
Österreich sollte Jugendspiele nicht mehr beschicken, solange der Gesetzgeber nicht reagiert. Denn das Unglück gilt weiterhin nicht als Arbeits-, sondern als Freizeitunfall, damit bleibt eine monatliche Invaliditätsrente, die Absicherung bedeuten könnte, aus. Kira Grünberg bezieht dieses Geld, weil sie als Leistungssportlerin beim Bundesheer angestellt war, als sie sich im Training verletzte. Dass in Baku eine Schülerin, also eine Amateurin, für Österreich im Einsatz war, wird ihr in der Heimat eiskalt zum Nachteil gereicht.
Das ist der wahre Skandal.
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