TUIfly-Deal mit Niki könnte sich bis 2018 verzögern

APA/ROBERT JAEGER
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Europas größter Reisekonzern TUI ist im traditionell reiseschwachen Winterhalbjahr tiefer in die Verluste gerutscht.

In den ersten sechs Monaten des Geschäftsjahrs 2016/17 lag der operative Verlust des Reisekonzerns TUI bei 214 Millionen Euro, nach 206 Millionen Euro Verlust im Vorjahr. Ein Grund: Der Ärger bei der Tochter TUIfly, die mit der österreichischen Airline Niki zusammengelegt werden soll. Der Deal kann noch dauern.

Zwar lag einer der Gründe für die schlechteren Zahlen darin, dass das umsatzstarke Osterreisegeschäft heuer in den April fiel und der Effekt nicht in den Halbjahreszahlen enthalten war. Negativ zu Buche geschlagen haben aber auch massenhafte Krankmeldungen bei der Fluglinie TUIfly, die den Flugbetrieb im Oktober 2016 zeitweise lahmgelegt hatten.

Viele Piloten und Flugbegleiter legten damals die Arbeit nieder, nachdem bekanntgeworden war, dass TUIfly unter Führung der arabischen Fluglinie Etihad mit der österreichischen Air-Berlin-Tochter Niki in eine Holding integriert werden soll.

Diese Flugausfälle kosteten den Reisekonzern 24 Millionen Euro. TUI musste rund 3.000 Reiseverträge kündigen, die meist mehrere zusammen reisende Menschen betrafen.

Die Zusammenführung von TUIfly mit der bisherigen Air-Berlin-Tochter Niki hängt weiter in der Luft. Ob das Bündnis zum Winter oder erst zum Sommerflugplan 2018 zustande kommt, wagte TUI-Vorstandschef Fritz Joussen auch heute nicht zu sagen.

Die vorbereitenden Gespräche mit der EU-Kommission seien fast abgeschlossen, danach werde die Genehmigung beantragt. Der TUIfly-Niki-Deal ist Teil der Rettungspläne für die hoch verschuldete Air Berlin.

Die TUI-Aktie reagierte mit deutlichen Kursverlusten auf die Nachrichten. An der Londoner Börse verloren die Papiere bis zur Mittagszeit 3,95 Prozent an Wert auf 1.143 britische Pence. Damit machten sie ihre seit Anfang Mai eingefahrenen Kursgewinne weitgehend wieder zunichte.

Beim Umsatz konnte der Reisekonzern TUI im Halbjahr jedoch um 3,3 Prozent auf 6,4 Milliarden Euro zulegen. Das Plus erreichte TUI jedoch nur dank den Sparten Hotels&Resorts und Kreuzfahrten. TUI verlagert den Schwerpunkt weg vom umkämpften Veranstalter- und Fluggeschäft hin zu lukrativeren Hotel- und Kreuzfahrtangeboten: Tui Cruises, Thomson Cruises und Hapag-Lloyd-Cruises steigerten denn auch das bereinigte operative Ergebnis (EBITA) um mehr als 50 Prozent auf 75 Millionen Euro. Hotels&Ressort schreiben ein Plus von 122,8 Millionen Euro.

Joussen äußerte sich zuversichtlich, den bereinigten operativen Gewinn im laufenden Geschäftsjahr bis Ende September um mindestens 10 Prozent zu steigern. Im abgelaufenen Geschäftsjahr lag dieser bei rund einer Milliarde Euro.

Zugute kam TUI, dass sich hohe Abschreibungen auf die Beteiligung an der Container-Reederei Hapag-Lloyd nicht wiederholten, wie ein Konzernsprecher sagte.

Unter dem Strich sank der Verlust im ersten Geschäftshalbjahr um 19 Prozent auf 363 Millionen  Euro. Reiseveranstalter schreiben im Winter meist rote Zahlen, ihre Gewinne fahren sie im Sommer ein.

Die Buchungen für den Sommer liegen trotz schwieriger Lage in der Türkei und in Ägypten um 4 Prozent höher als im Vorjahr. Beim Umsatz betrage das Plus sogar 8 Prozent. Die starke Nachfrage nach Griechenland, Spanien, den Kapverden, Zypern sowie Fernreisezielen gleiche niedrigere Buchungszahlen für die Türkei und Ägypten aus. Im Türkei-Geschäft erwartet Joussen nach dem Einbruch von 2016 keinen weiteren Rückgang.

Die Türkei war jahrelang einer der wichtigsten Märkte für TUI und stand für 14 Prozent aller Buchungen. Die Zahl der TUI-Türkei-Urlauber halbierte sich voriges Jahr aber nach den Anschlägen in Istanbul und dem Putsch-Versuch auf eine Million.

(APA/dpa-AFX/dpa/Reuters)

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