Ein Hype und seine Folgen

Dominic Thiem holt in Rom zu neuen Erfolgen aus. Im Vorjahr erreichte er dort das Viertelfinale.
Dominic Thiem holt in Rom zu neuen Erfolgen aus. Im Vorjahr erreichte er dort das Viertelfinale.(c) APA/AFP/JAVIER SORIANO
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Dominic Thiem möchte seinen Höhenflug in Rom fortsetzen, zum Auftakt wartet Pablo Cuevas. Der ÖTV jubelt über die Daviscup-Zusage des 23-Jährigen. "Wir müssen den Boom nutzen."

Rom/Wien. Das Leben eines Tennisprofis ist mitunter stressig. Nach den Strapazen der vergangenen Wochen und dem verlorenen Endspiel gegen Rafael Nadal in Madrid war Dominic Thiem am Montag nach Rom geflogen. Kurz ausspannen, den Schläger ausnahmsweise einen Tag nicht anfassen.

Am Dienstag war es mit der Ruhe schon wieder vorbei. Thiem trainierte unter den Argusaugen von Coach Günter Bresnik erstmals im Foro Italico, dem monumentalen Sportkomplex, der auch das Olympia-Stadion beheimatet. Heute greift der 23-Jährige ins Turniergeschehen (ab 11 Uhr, live Sky) ein, wie im Halbfinale von Madrid heißt der Gegner erneut Pablo Cuevas. Die Erinnerungen sind gut, beim 6:4, 6:4 dominierte Thiem den Mann aus Uruguay.

In Österreich wird Dominic Thiem erst wieder im Herbst zu bestaunen sein. Der Start bei den Erste Bank Open in der Wiener Stadthalle (ab 23. Oktober) ist ein Fixtermin, schon einen Monat zuvor schlägt der Niederösterreicher im Daviscup auf. Der ÖTV erzielte mit Manager Bresnik Einigung – das Heimspiel gegen Rumänien um den Verbleib in der zweithöchsten Leistungsklasse, der Europa-Afrika-Zone I, findet von 15. bis 17. September auf Sandplatz in Wels statt. Für ÖTV-Präsident Robert Groß ist die Zusage Thiems ein Segen, der Oberösterreicher sagte Dienstagmittag im „Presse“-Gespräch: „Wir brauchen seine Hilfe, um nicht in die sportliche Bedeutungslosigkeit abzusteigen.“

Ursprünglich hatte Groß schon auf eine Teilnahme Thiems im Länderkampf gegen Weißrussland Anfang April gehofft, Bresnik allerdings bevorzugte intensive Trainingstage in der Südstadt. Außerdem war er davon ausgegangen, dass das zur Verfügung stehende Team rund um die Brüder Jürgen und Gerald Melzer das Duell ohnehin gewinnen würde. „Aber das war bekanntlich nicht der Fall.“ Auch gegen Rumänien, das vom Weltranglisten-90. Marius Copil angeführt wird, sei Thiem kein Erfolgsgarant. „Aber natürlich steigen unsere Chancen damit beträchtlich.“

Keine Geldfrage

Dass Thiem sich erstmals seit März 2016 (4:1 in Portugal) wieder in den Dienst der Mannschaft stellt, ist keinem unmoralischen Angebot des Verbands geschuldet. Bei jedem ATP-Turnier lässt sich mit ein paar Siegen mehr Geld verdienen als im Daviscup. Der ÖTV hatte noch vor der Jahrtausendwende unter Kapitän Bresnik Spielerverträge ausgearbeitet. Als Top-Ten-Spieler und Zugpferd erhalte Thiem freilich eine höhere Antrittsprämie, auch an den Einnahmen aus dem Ticketverkauf sind die Spieler beteiligt. „Aber das Geld ist niemals vordergründig“, erklärt Groß. Daviscup spiele man für sein Land, es sei eine Frage der Ehre.

Mit dem Team Thiem hat der ÖTV mittlerweile ein gutes Einvernehmen, das war in der Vergangenheit nicht immer so. Groß ist deshalb zuversichtlich, Österreichs Aushängeschild künftig regelmäßig Rot-Weiß-Rot tragen zu sehen. „Mit Thiem, den Melzer-Brüdern, Rückkehrer Haider-Maurer und unseren Doppelspezialisten ließen sich sogar in der Weltgruppe ein paar Matches gewinnen“, ist der 69-Jährige überzeugt.

Der momentane Hype um Thiem sei landesweit spürbar, sagt Groß. „Jetzt müssen wir auf diesen Zug aufspringen, den Boom nutzen.“ Ein Daviscup-Heimspiel dient dabei als perfekte Bühne, auf der Freiluftanlage des UTC Wels hofft man, täglich bis zu 5000 Fans begrüßen zu dürfen. „Ich bin überzeugt, dass wir jeden Tag ausverkauft sein können.“

AUF EINEN BLICK

Der Österreichische Tennisverband ÖTV hofft, dass sich im Sog des Dominic Thiem in den kommenden Jahren noch weitere heimische Spieler mit dem Potenzial für die Top 100 der Rangliste entwickeln. Verbandspräsident Robert Groß sagt, noch fehle es an der nötigen Breite an der Spitze, Talente wie Lenny Hampel (20 Jahre, ATP 406), David Pichler (21 Jahre, ATP 507) oder Jurij Rodionov (17 Jahre, ATP 818) machen aber Hoffnung.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.05.2017)

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