Damir Canadi: An den Basics gescheitert

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Sechs Wochen nach seiner Entlassung bei Rapid erklärte Damir Canadi, dass der Hunger in der Mannschaft gefehlt habe. Auch er selbst habe Fehler gemacht.

Der am 9. April als Rapid-Coach entlassene Damir Canadi hat am Montag zu seinen rund fünf Monaten als Cheftrainer des österreichischen Fußball-Rekordmeisters Stellung genommen. In der ServusTV-Sendung "Sport und Talk" sprach der 47-Jährige davon, dass schon am Anfang seiner Amtszeit der Hunger in der Mannschaft nicht voll da gewesen sei. Er selbst habe aber auch Fehler gemacht.

"Zu dem Zeitpunkt war es mir nicht so bewusst, wo sich die Mannschaft befindet", sagte Canadi rückblickend auf die Zeit nach seiner Amtsübernahme am 11. November des Vorjahres. "Du merkst relativ schnell, dass der Hunger zum Erfolg nicht ganz so da ist. Man hat schon gespürt, es bewegt sich jeder bei 93, 95, 90 Prozent. Das habe ich schnell gespürt. Da war die Mannschaft auch schon ein wenig angeknackst nach dem ersten Quartal, da hat die Mannschaft wenig Punkte geholt."

Sehr viel Druck bei Rapid sei laut Canadi auch durch das - wenige Monate davor eröffnete - neue (Allianz-)Stadion aufgebaut worden. "Da waren viele Leute am Anschlag. Das hat auf allen Ebenen im Verein sehr viel Energie und Kraft gekostet." Er selbst sei an gewissen Basics gescheitert. Ein in der Anfangsphase nötig gewesenes Gespräch mit dem Spielerrat habe nie stattgefunden. "Der Umgang mit den Medien ist besser zu machen, vielleicht die Basics zu erledigen, sind Dinge, die du besser machen möchtest."

"Nie unter der Gürtellinie"

Der von Altach gekommene Betreuer vermisste aber auch das Vertrauen in sich. "Das Vertrauen war von beiden Seiten nicht so hundertprozentig." Seine Ansprüche seien freilich groß gewesen. "Du hast Vorstellungen, Visionen, willst Erfolg haben. Da waren schon Sachen, wo du schnell erkannt hast, dass es vielleicht doch nicht geht." Rapids dominantes Auftreten in manchen Spielen sei zudem nicht belohnt worden, Punkte und Siege blieben aus. "Das hat dann etwas mit der mentalen Ebene zu tun."

Spieler habe der Wiener hingegen nie verbal schlecht behandelt. Canadi: "Es hat niemanden gegeben, der so etwas von mir gehört hätte. Ich lege sehr viel auf die Teamentwicklung wert. Ich kann eines versichern, dass es nie unter der Gürtellinie war. Ich kann wiederholen, dass ich sehr respektvoll mit meinem Team umgehe." Canadi wolle jetzt Energie sammeln. Schnell nach dem Rauswurf bei Rapid habe er ein Angebot aus dem Ausland erhalten, das sei für ihn zu früh gewesen.

Dass es jetzt unter dem von ihm als Co-Trainer zu Rapid mitgenommenen Goran Djuricin besser als unter ihm läuft, gefalle Canadi. "Es ist so, dass ich mich sehr, sehr freue." Für ihn selbst sei der Wechsel nach Hütteldorf trotz allem die richtige Entscheidung gewesen: "Ich habe extrem viel gelernt, als Trainer, als Mensch. Für mich war es eine tolle Erfahrung. Ich werde im nächsten Job ganz anders vorbereitet, sensibler sein. Es hat sehr viele Jahre gut funktioniert, ich muss auch an meine Stärken glauben."

(APA)

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